Denk an die Mütze, Kollege: Kuriose ÖPNV-Begriffe erklärt

Veröffentlicht von am 14.10.2019 (Keine Kommentare)
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Wer mit ÖPNV-Fachleuten spricht, der versteht häufig nur Bahnhof – auch wenn es um den Busverkehr geht. Denn in der Fachsprache gibt es manche Bezeichnungen, mit denen der Laie entweder gar nichts anfangen kann oder etwas völlig anderes verbindet. Der Gelegenheitsverkehr und Gelenkzug (kuriose ÖPNV Begriffe, Teil 1) sowie der ausbrechende Verkehr und der Umlauf (kuriose ÖPNV-Begriffe, Teil 2) sind nur einige Beispiele dafür.

Das ist aber noch längst nicht alles – wir haben nachgelegt. Unter anderem mit dem Sitzenbleiber.  

Aufrüsten und eine Mütze

Mütze auf!

Wenn unsere Verkehrsmeister unterwegs sind und sie in der Leitstelle noch erinnert werden „Denk an die Mütze!“, dann hat das nicht unbedingt mit einer Kopfbedeckung zu tun. Mütze nennen wir nämlich auch die auffällig gelbe Abdeckung, die über das Haltestellenschild gestülpt wird, wenn dort etwa wegen einer Baustelle kein Bus mehr kommt. „Haltestelle außer Betrieb“, verkündet die Mütze, nähere Infos über die Umleitung finden sich beim Fahrplanaushang. Häufig kommt dann auch ein E-Mast zum Einsatz  – der ist nicht elektrisch aufgeladen, sondern das ist das mobile Haltestellenschild, das die Ersatzhaltestelle markiert.

Wenn Nordkorea nach der Atombombe greift, dann spricht die Welt von der nuklearen Aufrüstung. Weit weniger gefährlich ist zum Glück das Aufrüsten der Busfahrer jeden Morgen. Wenn sie die Busse früh morgens aus dem Depot holen, rüsten sie nämlich ebenfalls auf. Dann wird der Bordcomputer mit den nötigen Daten gefüttert, die Plankarte ausgelegt und natürlich der Zustand des Busses überprüft. Leuchten alle Lichter, sehen die Reifen gut aus und sind Tank, Kühlwasser und Co. vollständig gefüllt? Dann wird noch Druckluft getankt, mit der unter anderem Bremsen, Türen und Absenken funktionieren, und es kann losgehen.

Sitzenbleiber und Ablöser

Linie 13 am Hauptbahnhof – hier gibt es Sitzenbleiber.

Bist Du ein Sitzenbleiber? In der Schule hätte die Frage sicher keiner gern mit „ja“ beantwortet. In den Bussen hingegen gibt es viel mehr Sitzenbleiber, als man glaubt. So werden nämlich Fahrgäste bezeichnet, die auf einer durchgebundenen Fahrt unterwegs sind und dabei im Bus sitzen bleiben. Wer also mit der 12 zum Hauptbahnhof fährt, wo sie bekanntlich endet und der Bus zur Linie 13 umschildert (auch schon wieder so ein Fachwort…), kann einfach sitzen bleiben und weiterfahren. Das funktioniert auch so bei der Linie 7, die am Hauptbahnhof zur R72 oder R73 wird. Diese Fahrten nennen wir durchgebunden. Einfach sitzen bleiben, lieber Sitzenbleiber. Übrigens: Eine Ehrenrunde dreht ein Bus auch schon mal, wenn der Fahrer falsch abgebogen ist. Denn rückwärts fährt ein Bus nur ungern

Der Busfahrer freut sich auf den Ablöser – denn wenn der kommt, muss er nicht mehr sitzen bleiben, sondern hat Pause oder Feierabend. An einem normalen Tag fährt ein Busfahrer verschiedene Linien, dazwischen hat er Pause. Wenn sein erster Dienstteil vorbei ist, wartet an der Haltestelle schon sein Ablöser, der den Bus übernimmt. Und nach der Pause ist er dann selbst Ablöser für eine Kollegin oder einen Kollegen – so spielt das Leben.  

Ungewöhnliche Straßenbahn-Begriffe

Der „Reinholer“ hinter dem O-Bus

Ein münsterspezifischer Begriff, den es heute so nicht gibt, ist der Reinholer. Als Reinholer waren die letzten Straßenbahnen bekannt, die eigentlich 1954 abgeschafft wurde. Noch deutlich länger aber wurden einige der Wagen genutzt, um zwischen Hauptbahnhof und Depot am Mittelhafen die O-Busse mit Strom zu versorgen. Dort gab es nämlich nur Fahrdrähte für die Straßenbahn. Also wurden O-Bus und Tram zusammengekoppelt und der Strom aus der Straßenbahn in den O-Bus geleitet, der das ungewöhnliche Gespann dann eingeschleppt hat. 

Auch die Heulende Kurve ist als stehender Begriff ins Münsters Geschichte eingegangen. Mehr darüber lest ihr sogar in einem eigenen Artikel hier im Blog

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