Hilfe Polizei! Was ist denn ausbrechender Verkehr?

Veröffentlicht von am 25.09.2018 (Keine Kommentare)
Schlagworte:

Was Gelegenheitsverkehr und die Bahnsteigkarte ist, haben wir schon in Teil 1 der kuriosen ÖPNV-Fachbegriffe erklärt. Nur ein Gespräch mit den Kollegen aus der Planung reicht für einen ganzen Nachfolge-Artikel aus.

Zehntausende Menschen machen jeden Morgen in Münster den Übersteiger, bei ein- und ausbrechendem Verkehr muss gar nicht die Polizei anrücken und der Umlauf wird täglich gefahren. Versteht ihr nicht? Wir lösen auf, was es damit auf sich hat.

Planerdeutsch

Mit dem Bus zum Zug? Übersteiger!

Nicht nur Messi, Ronaldo und Robben beherrschen perfekt den Übersteiger. Zehntausende Münsteraner und Münsterländer zeigen ihn jeden Tag wieder in Perfektion. Aber nicht auf dem Fußballplatz, sondern an den Bahnhöfen. Noch nie gesehen? Klar, es geht ja auch gar nicht um Fußball.

Nur wer zum Beispiel von einem Zug in den anderen oder vom Bus in einen Bus umsteigt, ist nämlich ein Umsteiger. Wer aber Bus und Bahn kombiniert, heißt in der Fachsprache Übersteiger – klingt irgendwie komisch, ist aber so.

Karte des Westfalentarifs: Ins Grüne fahren heißt ausbrechen

Wer von einbrechendem oder ausbrechendem Verkehr spricht, der meint Bus- und Bahnlinien, die aus einem Verkehrsverbund in einen anderen fahren, also beispielsweise von Westfalen ins Ruhrgebiet oder nach Niedersachsen.

Die Tarifbestimmungen im Westfalentarif für Fahrten von und nach Osnabrück lauten beispielsweise: „Die Fahrausweise des Westfalentarifs gelten ausschließlich auf den aus Westfalen-Lippe aus- bzw. einbrechenden Verkehrslinien, nicht aber in den Verkehrsmitteln der VOS“ (das ist übrigens die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück). Es ist also mit dem richtigen Ticket von Münster aus möglich, nach Osnabrück oder auch Enschede zu fahren. Dort gilt das Ticket dann allerdings nicht mehr auf den Buslinien innerhalb der Stadt. Die Polizei muss also nur kommen, wenn jemand ohne Ticket im fremden Bus erwischt wird.

Laufen und wenden

Ein Umlauf ist kein Balkon rund um ein Gebäude und auch der Verdauungsspaziergang um den Betriebshof wird nicht so genannt. Für den Planer ist ganz klar, dass der Umlauf alle Fahrten eines Busses an einem Tag enthält. Von der Einsetz- über die Fahrgast- bis zur Aussetzfahrt ist das quasi der Fahrplan des Busses, der ihn über mehrere Linien und in verschiedenste Stadtteile führen kann und auch mal 24 Stunden umfassen kann.

Zwei Busse der Linie an der Alten Sternwarte – das ist eine Überlage

Wann der Bus wo zu sein hat, kann der Fahrer in der Plankarte sehen, die er immer dabei hat. Dabei kann es bei den Wendezeiten auch mal zu Überlagen kommen. Was das schon wieder heißt? Als Wendezeit wird die Zeit bezeichnet, die der Bus an der Endhaltestelle steht, bevor er wieder losfährt. Sie bietet dem Fahrer eine Pause und ist auch noch gut, um Verspätungen aus der vorherigen Fahrt auszugleichen. Der Elektrobus nutzt die Zeit zudem zum Strom tanken.

Meist ist die Wendezeit kürzer als der Takt – fährt also alle 20 Minuten ein Bus, beträgt die Wendezeit zum Beispiel 15 Minuten. So wartet immer nur ein Bus einer Linie an der Endhaltestelle auf seine Abfahrtszeit. Ist sie planmäßig aber länger als 20 Minuten, stehen zeitweise zwei Busse dort, sie überlagern sich also.

 

 

 

Einen Kommentar schreiben