Ein Tauchsieder im Hafen für die Energiewende

Veröffentlicht von am 01.02.2016 (Keine Kommentare)
Schlagworte: , ,
Schema Wärmespeicher - Kopie

In den Wärmespeicher kommt ein zusätzlicher Tauchsieder

Na gut, die Überschrift verspricht mehr, als sie halten kann. Denn natürlich stecken wir keinen Tauchsieder ins Hafenbecken. Direkt nebenan, im ehemaligen Kohlebunker und heutigen Wärmespeicher, steht aber ein neuer, fünf Tonnen schwerer Kessel, der genau wie ein riesiger Tauchsieder oder Wasserkocher funktioniert. Warum, wieso und weshalb, erklären wir Euch hier.

Und wer schon immer mal hinter die Betonfassade des Speichers gucken wollte, der hat hier ebenfalls die Chance dazu.

Wenn es zu viel Strom gibt…

Tatsächlich gibt es das seit der Energiewende hin und wieder: zu viel Strom. Wenn plötzlich über ganz Deutschland die Sonne scheint und im Norden, wo besonders viele Windräder stehen, der Wind kräftig bläst, dann wird von einem Moment auf den anderen jede Menge grüner Strom zusätzlich in die Stromnetze eingespeist. Wenn der nicht im gleichen Moment verbraucht wird, schadet das der Stabilität der Netze. Daher müssten die vier großen Netzbetreiber dann zum Beispiel Windenergieanlagen herunterregeln.

Elektrodenkessel

Der Elektrodenkessel im Aufbau

Keine gute Lösung, weil der Wind nicht genutzt werden kann. Wäre es nicht möglich, den zusätzlich erzeugten Strom stattdessen irgendwo sinnvoll zu nutzen? Hier kommt unsere neue Anlage ins Spiel. Der Tauchsieder heißt eigentlich Elektrodenkessel und nutzt den überschüssigen Ökostrom, um Fernwärmewasser zu erhitzen. Im Prinzip funktioniert das wie der Wasserkocher bei Euch in der Küche – nur dass der Elektrodenkessel die Leistung von 10.000 herkömmlichen Wasserkochern hat.

Was heißt das nun konkret? Wenn an der Nordsee der Wind plötzlich auffrischt und die Windräder sich schneller drehen, merken die Netzbetreiber: Wir haben zu viel Strom im Netz! Dann können sie innerhalb von 30 Sekunden unseren Elektrodenkessel einschalten, der einen Teil des Ökostroms verbraucht und als Fernwärme speichert. Tatsächlich an ist der Kessel dann häufig nur wenige Minuten, bis die Netzbetreiber stattdessen herkömmliche Kraftwerke heruntergeregelt haben, so dass der grüne Strom wieder von den Verbrauchern abgenommen werden kann. Wir rechnen im Moment mit 300 Einsatzstunden im Jahr und etwa 1.000 Aktivierungen.

Strom zu Fernwärme

v.l. Technischer Geschäftsführer Dr. Dirk Wernicke, Martin Heller, Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Joksch, Prokurist Markus Bieber Foto: Münsterview/Tronquet

Vor Inbetriebnahme ist die Anlage isoliert worden.

Eigentlich entsteht die Fernwärme gleichzeitig mit der Stromerzeugung bei uns im GuD-Kraftwerk, das nennt sich Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Wie das genau geht, hat Simon schon im Blog erklärt.

Auch weiterhin läuft das so, ein Teil der Fernwärme stammt dann aber zusätzlich aus Ökostrom. Das funktioniert so gut, weil wir die Fernwärme eben nicht sofort verbrauchen müssen, sondern sie im Wärmespeicher so lange behalten können, bis sie tatsächlich gebraucht wird.

Blick hinter die Betonfassade

Direkt am Hafenkopf ist wohl schon jeder mal an dem runden Bauwerk vorbeigelaufen und hat sich gefragt, wie es innen aussieht. In unserem Panorama gibt es den 360-Grad-Blick, allerdings noch ohne den Elektrodenkessel.

Einen Kommentar schreiben