Fernwärme: Die Pilze sind zum Schwitzen da

Veröffentlicht von am 24.11.2015 (3 Kommentare)
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Fernwärme-Pilze 1

Zwei Fernwärme-Pilze an der Promenade.

Sie sind rot und haben weiße Punkte. Sie sehen zwar aus wie Pilze, sind aber weder giftig noch besonders schmackhaft. Gemeint sind die Belüftungsanlagen, die das Münsteraner Fernwärmenetz mit frischer Luft versorgen. Was belüften die kleinen Pilze und wie funktioniert das? Und warum finden wir sie eigentlich immer im Doppelpack?

Pilze im Stadtgebiet

Auf den ersten Blick sind die Belüftungspilze zufällig im Stadtgebiet verstreut. Ein Blick in den Untergrund verrät, dass die pilzförmigen Anlagen über bestimmten Knotenpunkten des Fernwärmenetzes platziert sind, das unter unseren Füßen im Erdreich verlegt ist. Das Fernwärmenetz befördert Wärme in die Münsteraner Haushalte, die bei der Stromproduktion im Kraftwerk am Hafen entsteht. Die Haushalte nutzen die Wärme zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung. Wie Fernwärme entsteht, lest ihr im Blogpost „Vom Kessel in die Thermoskanne“.

Pilze mit Wurzel

Die „Wurzel“ eines Fernwärme-Pilzes.

Fernwärmekanäle „schwitzen“

Die Fernwärmeleitungen befördern Wärme in Form von heißem Wasser. Das heiße Wasser erhitzt die Leitungen und einen Kanal, der die Leitungen umschließt und vom übrigen Erdreich abschirmt. Der Kanal ist aus Beton und sitzt wie eine Haube auf den Leitungen. Weil die Luft im Haubenkanal wärmer ist als das Erdreich drumherum, fängt er an zu „schwitzen“. Das Schwitzwasser dringt manchmal in den Kanal ein. Damit die Leitungen und der Haubenkanal durch das Kondenswasser nicht marode werden, belüften die kleinen Fernwärmepilze den Kanal und transportieren das Schwitzwasser an die Oberfläche. Aber wie?

Der Kamineffekt

Ihr findet die Belüftungspilze immer im Doppelpack. Das hat einen guten Grund: Die „Wurzel“ des ersten Pilzes endet knapp über dem Boden des Kanals, der zweite Pilz ist mit der Kanaldecke verbunden. Das Pilz-Pärchen nutzt den Kamineffekt. Die warme Luft im Haubenkanal steigt nach oben, weil sie leichter ist, als kalte Luft. Sie strömt durch das obere Pilz-Ende an die Oberfläche. Weiter unten strömt neue, kalte Luft nach, die sich erneut erwärmt. Es entsteht eine natürliche Belüftung des Fernwärmenetzes. Ganz ohne Ventilatoren.

Wir haben den Kamineffekt unserer Fernwärme-Pilze zum besseren Verständnis für euch illustriert:

Grafik_Fernwaermepilze_151020-V1

Kamineffekt im Alltag

Diese Belüftungsmethode findet ihr übrigens auch in Badezimmern alter Gebäude, die noch ohne elektrische Lüftung auskommen. Achtet auf einen Lüftungsschlitz unten an der Badezimmertür und einen kleinen Schacht oben in der Wand.

3 Kommentare

  1. Ernst Bauersachs
    26. April 2018

    Die Pilze in der Stadt Münster sind zu 98 % Schachtbelüftungen für „Wanit“-Fernwärmeschächte der Stadtwerke Münster und nicht für Haubenkanäle.
    Jedes Pilzpaar für einen Fernwärmeschacht.
    Bitte richtig recherchieren und erst dann veröffentlichen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ernst Bauersachs

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  2. Stefan
    25. Mai 2016

    Wofür sind eigentlich diese eher dünnen silbernen Pfähle, die man in der Stadt immer mal wieder sieht?

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    • Florian Adler
      27. Mai 2016

      Hallo Stefan,

      das sind Messstellen für den so genannten Kathodenschutz von Versorungsleitungen. Gasleitungen aus Stahlrohr werden so geschützt und überwacht. Dabei wird Strom am Rohr angelegt, der einerseits das Rohr vor Korrosion schützt, der aber auch gemessen werden kann, um Undichtigkeiten an der Isolierung festzustellen, die das Stahlrohr vor der Feuchtigkeit im Boden schützt.

      Viele Grüße

      Florian

      Antworten

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