Wie verbringen Busfahrer Silvester – und mehr Geschichten aus dem Busfahrer-Alltag

Veröffentlicht von am 27.12.2018 (Ein Kommentar)
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Wenn ein Bus auch mal 24 Stunden auf der Straße ist, dann passieren so manche kuriose Dinge – denn der Alltag des Busfahrers besteht eben aus mehr, als nur von A nach B und zurück zu fahren. Wisst ihr zum Beispiel, was die Busfahrer machen, die über den Jahreswechsel arbeiten müssen?

Wie verbringen eigentlich Busfahrer den Jahreswechsel, wenn sie arbeiten müssen?

Wenn um Mitternacht das alte Jahr endet und das neue beginnt, dann machen auch die Busse eine kurze Pause. Die Fahrten enden meist am Hauptbahnhof. Zeit, nach Hause zu fahren und mit der Familie zu feiern, bleibt den Fahrerinnen und Fahrern, die Dienst haben, aber kaum, denn ab 1 Uhr nehmen die Busse schon wieder den Betrieb auf. Daher laden wir alle Fahrerinnen und Fahrer zu einer kleinen, gemeinsamen Feier auf unseren Betriebshof ein. So muss keiner Silvester allein verbringen, außerdem gibt es ein kleines Buffet als Dankeschön dafür, dass die Fahrer in der Nacht arbeiten.

Eine Regel gilt allerdings auch Silvester: die Null-Promille-Grenze. Daher wird nur mit Wasser, Saft oder Limonade angestoßen. Auch alkoholfreier Sekt oder Bier sind tabu. 

Was ein Busfahrer alles erlebt

Drücken oder warten? An Ampeln gibt es solche und solche Fahrgäste

Nicht nur an Silvester, auch an ganz normalen Werktagen erleben Busfahrer immer wieder kuriose oder witzige Situationen. Nach dem Ausstieg gibt es zum Beispiel zwei Arten von Fahrgästen:

An manchen Haltestellen steht direkt vor dem Bus eine Fußgänger-Ampel – gerade an vielbefahrenen Straßen ist das ja auch eine sinnvolle Sache, damit die Fahrgäste sicher zum Bus und wieder nach Hause kommen. Die Fahrer beobachten dann immer wieder: Der eine Fahrgast läuft direkt zur Ampel, um zu drücken und möglichst schnell nach Hause zu kommen. Der andere nimmt Blickkontakt zum Fahrer auf, wartet, bis der Bus über die Ampel gefahren ist und drückt erst dann. Vielen Dank an alle, die uns fahren lassen!

Bei Schulbussen sitzt häufig der gleiche Fahrer hinterm Steuer

Besonders witzig ist die Geschichte rund um „Busfahrer Klaus“. Während die Busfahrer auf normalen Fahrten jeden Tag andere Linien fahren, kann es bei Schulbussen schon mal vorkommen, dass es einen „Stammfahrer“ gibt. Drei Jahre lang sind Jessica und Charlotte jeden Morgen mit dem gleichen Bus gefahren und hatten meist den Fahrer, den sie „Klaus“ getauft hatten. Tagein, tagaus, haben sie ihm jeden Morgen einen „Guten Morgen“ gewünscht. Erst am letzten Tag vor dem Abschluss haben sich die beiden ein Herz gefasst und ihn nach seinem Namen gefragt. Die Überraschung war groß, als herauskam: Eigentlich heißt er Jürgen! Für Jürgen hatten sie sogar eine Tafel Schokolade mit der Aufschrift „Münsters bester Busfahrer“ dabei, für Jessica und Charlotte gab es ein Selfie mit Busfahrer. 

Beim „Guten Morgen“ übrigens haben alle Busfahrer die gleiche Meinung: Ich freue mich, wenn mich die Fahrgäste begrüßen! Und fast immer grüßt die Fahrerin oder der Fahrer auch zurück. Wer also vorn einstiegt, darf gern etwas sagen – auch nach einigen hundert Begrüßungen am Tag freut sich jeder Fahrer darüber!

Fundsachen fahren abends mit ins Depot

Vielleicht Zeuge einer Wunderheilung wurde ein Fahrer, der an der Endhaltestelle einen verlassenen, an die Haltestange angeschlossen Rollator im Bus fand. Dass Handschuhe, Handy oder Headset im Bus liegen bleiben, ist zwar an der Tagesordnung, Gehhilfen werden aber nur höchst selten gefunden. Erst einmal entschied er also, mit der delikaten Fracht weiterzufahren. Vielleicht stiege der Besitzer ja auf der nächsten Fahrt wieder ein. Aber nichts, bis abends drehte das Gefährt munter seine Runden im Bus und musste im Depot von der Haltestange geschnitten werden. Danach ging er den Weg aller Fundsachen und landete im Fundbüro der Stadt.  

Was vielen Busfahrern schon passiert ist – auch wenn sie es nur hinter vorgehaltener Hand zugeben würden – ist, dass sie plötzlich mit dem privaten Auto an der Haltestelle stehen und sich wundern, wo der Knopf zum Türöffnen abgeblieben ist oder sie auf den passenden Balken der Busampel warten, statt auf das rote Licht zu schauen. Spätestens, wenn hinter dem Auto die Hupe des Kollegen ertönt, der gern an die Haltestelle fahren würde, um die Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen, ist ihnen dann klar, dass sie doch gerade frei haben und ihr privater Pkw auch nicht genug Plätze, um alle Fahrgäste zu befördern.

1 Kommentar

  1. Andi
    12. Januar 2019

    „Der andere nimmt Blickkontakt zum Fahrer auf, wartet, bis der Bus über die Ampel gefahren ist und drückt erst dann. Vielen Dank an alle, die uns fahren lassen!“. In den 90er Jahren gab es hierfür die sog. Bevorrechtigung von Bussen an den Ampeln in der Stadt. Auch wenn ein Fußgänger den Ampelknopf drückte, musste er solange warten, bis der Bus vorbeigefahren ist. In fast allen echten Städten gibt es dieses System heute immer noch, weil es sehr gut funktioniert, um den ÖPNV zu beschleunigen. In Münster hat man sich jedoch schon frühzeitig dazu entschieden, das System flächendeckend wieder abzuschalten bzw. gegenteilig zu nutzen, also den motorisierten Individualverkehr damit zu beschleunigen. Es ist geradezu abartig, wie man sich in diesem Blogartikel bei denjenigen anbiedert, die darauf achten, den Bus an der Ampel vorbeifahren zu lassen, obwohl dies bei funktionierender ÖPNV-Bevorrechtigung gar nicht nötig wäre. Aber leider sind auch Auszüge aus diesem Artikel mal wieder ein sehr deutlicher Beleg dafür, dass man in dieser „Stadt“ immer noch nicht verstanden hat, wie gute und nachhaltige Verkehrsplanung funktioniert.

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