Haltestellennamen: Was ist denn ein Junker Jörg?

Veröffentlicht von am 03.03.2020 (Keine Kommentare)
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Über 550 Haltestellennamen gibt es in Münster – und so mancher hat sich sicherlich schon gefragt, was eigentlich der Name „seiner“ Stammhaltestelle bedeutet. In dieser losen Serie erklären wir die Herkunft der Namen und – wenn es sie gibt – weitere Besonderheiten der Haltestelle.

Etwas ungewöhnlich klingt der Name Junker-Jörg-Platz in Angelmodde ja schon. Was ist denn ein Junker Jörg? Oder sollte es eigentlich „Junger Jörg“ heißen? Wir erklären die spannende Herkunft des Namens.

Hier liegt die Haltestelle

Am Junker-Jörg-Platz fährt die Linie 6

Der Junker-Jörg-Platz liegt an der Straße Am Schütthook in Angelmodde-West. Die Straße Junker-Jörg-Platz ist nur knapp 230 Meter lang. Sie startet und endet am Schütthook, dazwischen liegt allerdings – trotz des Namens – kein Platz, sondern einige Wohnhäuser und das Jugendzentrum „Mobile“ der Diakonie. 

An der Haltestelle halten die Linie 6 in Richtung Hiltrup Bahnhof sowie Coerde  und die N85 in Richtung Wolbeck und Nienberge. In Richtung Innenstadt ist die Haltestelle als Buskap ausgebaut, in Richtung Hiltrup und Wolbeck verläuft ein Radfahrstreifen zwischen Straße und Haltestelle. 

Das bedeutet der Name

Grünes Angelmodde direkt hinter der Haltestelle

„Junker“ ist tatsächlich ein mittelhochdeutsches Wort für einen jungen Herren, der meist adeliger Herkunft war. Junker Jörg war also tatsächlich ein junger Jörg – allerdings handelt es sich hierbei um einen Tarnnamen. Denn Junker Jörg war 1521 und 1522 in Wirklichkeit Martin Luther, der sich auf der Wartburg in Eisenach im Thüringer Wald versteckt halten musste. In dieser Zeit übersetzte Luther das Neue Testament der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche – in nur elf Wochen!

Portrait des Junker Jörg von Lucas Cranach der Ältere (1522)

Tatsächlich hieß der Junker-Jörg-Platz in Angelmodde bis 1975 Martin-Luther-Straße. Als der Stadtteil, der bis dahin zum Landkreis Münster gehörte, in die Stadt Münster eingemeindet wurde, gab es in der Stadt plötzlich zwei Martin-Luther-Straßen, eben die in Angelmodde und eine weitere im Kreuzviertel. Da Münster damals nur eine Postleitzahl – die 4400 – hatte, hätten gleiche Straßennamen zu Verwirrungen geführt. So wurde die Straße in Angelmodde umbenannt – und dafür mit Junker Jörg ein Alias von Martin Luther herangezogen. 

Tatsächlich war die Martin-Luther-Straße übrigens keine Ausnahme. Nach der Gemeindereform 1975, bei der nicht nur Angelmodde, sondern auch Albachten, Amelsbüren, Handorf, Hiltrup, Nienberge, Roxel, St. Mauritz und Wolbeck nach Münster eingemeindet wurden, gab es 220 doppelte Straßennamen. Spitzenreiter waren neun Bahnhofsstraßen, sieben Schulstraßen und sechs Münsterstraßen, die alle bis auf jeweils eine neue Namen brauchten. Die Lösung für die Martin-Luther-Straße ist aber besonders clever, oder?

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