Wie kann die (Fern-)Wärmewende gelingen?

Veröffentlicht von am 01.10.2021 (Keine Kommentare)
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Um das Klima zu schützen, arbeiten wir an der Energiewende – auch bei Wärme

Woran denkt ihr beim Stichwort Energiewende? Die meisten Menschen sehen wahrscheinlich Windräder oder Photovoltaikanlagen vor ihrem inneren Auge. Dabei verursacht das Heizen mehr als ein Drittel des CO2-Ausstoßes in Münsters Haushalten und gehört daher genau so in den Fokus wie die Stromerzeugung! Höchste Zeit also, die Wärmewende zu beginnen.

Unser Ziel: Fern- und Nahwärme aus erneuerbaren Quellen, unter anderem aus der Erde.

Warum ist Fernwärme die Hoffnungsträgerin der Wärmewende?

Wer den Klimaschutz ernst meint, muss auch Heizung und Warmwasser in den Blick nehmen. Unsere Wärmestrategie tut genau das.

Fernwärme ist ein wirksamer Hebel für die Wärmewende, da sind sich Energieexperten bundesweit einig. Diese Chance haben wir auch in Münster, denn über unser 130 Kilometer langes Wärmenetz kann erneuerbare Wärme echte Breitenwirkung erzielen: Speisen wir erneuerbar erzeugte Wärme ins Netz ein, erreicht die klimafreundliche Energie gleichzeitig tausende angeschlossene Haushalte und verbessert auf einen Schlag deren persönliche CO2-Bilanz. Die Fernwärmenutzerinnen und -Nutzer müssen sich selbst keine Gedanken darüber machen, wie sie Wohnung und Wasser klimafreundlich erwärmen und müssen auch nicht für neue grüne Heiztechnik tief in die eigene Tasche greifen. Diese Sorgen nehmen wir als Fernwärmeversorger den münsterschen Verbraucherinnen und Verbrauchern ab. Wie wir das umsetzen wollen? Unsere Wärmestrategie beschreibt den Weg.

Schon heute ist unseren Expertinnen und Experten klar: Eine erneuerbare Wärmequelle allein wird nicht ausreichen, um den Bedarf in Münster zu decken. Um den Wärmebedarf decken zu können, setzen wir auf einen Mix aus verschiedenen grünen, dezentralen Erzeugungstechnologien. Intelligent kombiniert sollen sie künftig die Leistung des heutigen Gas- und Dampfturbinen-Heizkraftwerks im Hafen und der Blockheizkraftwerke in den Nahwärmenetzen – rund 560 Gigawattstunden im Jahr – ersetzen können.

Woher soll die erneuerbare Fernwärme kommen?

Den Kohleausstieg hat unser Kraftwerk im Hafen bereits 2005 vollzogen. Heute erzeugen wir dort in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gleichzeitig Wärme und Strom aus Erdgas. Zukünftig soll die Wärme aus verschiedenen erneuerbaren Quellen stammen.

Schon heute setzen wir auf effiziente Kraft-Wärme-Kopplung, um am Hafen Strom und Wärme aus Erdgas zu gewinnen. Die heute schon gute Klima- und Ressourcenbilanz unserer Fernwärme wollen wir durch immer mehr grüne Wärme im Netz weiter verbessern und immer weniger CO2 bei der Wärmeproduktion ausstoßen. Die Rolle des fossilen Brennstoffs Erdgas wird immer stärker sinken, wenn wir mehr erneuerbare Wärmequellen erschließen und in das Netz einspeisen können.

Den größten Teil der erneuerbaren Wärme wollen wir mit Hilfe der Erde und der Sonne gewinnen: mit Geothermie und Solarthermie. Was sich in Sachen Geothermie in Münster und dem Münsterland aktuell bewegt, lest ihr weiter unten.

Ergänzt werden diese beiden unerschöpflichen Wärmequellen durch mehrere andere Arten erneuerbarer Wärme. Wärmepumpen und -speicher sowie Power-to-Heat-Anlagen, die elektrische in thermische Energie – also Strom in Wärme – umwandeln, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine Power-to-Heat-Anlage mit 20 Megawatt Leistung betreiben wir bereits heute in unserem Fernwärmespeicher und erzeugen damit Wärme aus Ökostrom. Hinzu kommen dezentrale Wärmelösungen, beispielsweise Blockheizkraftwerke in geeigneten Quartieren, wo sie passgenau Wärme für die Nachbarschaft bereitstellen. Auch ungewöhnliche Wärmequellen wollen wir anzapfen: Hättet ihr gedacht, dass sogar der Dortmund-Ems-Kanal Energie für die heimische Wohlfühltemperatur liefern kann? Unsere Wärmespezialisten haben nachgerechnet: An fast 300 Tagen im Jahr können Wärmepumpen Energie aus dem Kanal gewinnen und ins Netz einspeisen.

Zu welchen Anteilen welche Quelle Wärme beisteuern kann und wird, darauf legen wir uns heute ganz bewusst nicht fest. So haben wir die Flexibilität, auf Entwicklungen zu reagieren und neue Technologien zu integrieren – zum Beispiel, wenn beim Thema „Grüner Wasserstoff“ ein technisch-wirtschaftlicher Durchbruch gelingt oder sich gesetzliche Förderbedingungen ändern.

 Geothermie kommt langsam ins Rollen

Der Geologische Dienst NRW schickt im November Seismik-Trucks durch das Münsterland. Sie sammeln Daten aus dem Untergrund, aus denen ein zweidimensionales Modell erstellt wird. (Foto: DMT)

Für uns hat die Wärmewende schon begonnen, denn uns ist klar: Ohne grüne Wärme kein effektiver Klimaschutz. Wir müssen hier und jetzt handeln, denn der Weg zur grünen Wärme ist lang und dezentraler als zuvor. Insbesondere für Geothermie aus tiefen Gesteinsschichten sind intensive Vorstudien und geologische Untersuchungen notwendig, bevor überhaupt daran zu denken ist, probeweise nach heißem Tiefenwasser zu bohren. Aufwändige Vorstudien und Analysen dienen dazu, mögliche Risiken der Technologie auszuschließen bzw. sie händelbar zu machen. Dabei begleitet und berät uns unser Partner, das Fraunhofer-Institut für Energieinfrastrukturen und Geothermie. Orientierungspunkt sind unsere Stadtwerke-Kollegen in München, die seit 2004 Geothermie erfolgreich und störungsfrei zur Wärmegewinnung einsetzen.

Daher freuen wir uns über den Rückenwind durch das Land NRW: Im September hat das Land NRW Münster und das Münsterland zur Pilotregion für Geothermie ausgerufen und startet im November eine so genannte 2-D-Seismik-Kampagne. Diese funktioniert ähnlich wie eine ärztliche Ultraschalluntersuchung: Spezielle „Vibro-Trucks“ fahren in langsamer Geschwindigkeit festgelegte Strecken in der Projektregion ab – eine Nord-Südachse und eine Ost-West-Achse – und erzeugen mit Vibrationsplatten Schwingungen im Boden, die von Empfangsgeräten am Streckenrand (den Geophonen) aufgefangen werden. Aus den so gesammelten Daten errechnen die Spezialisten des Geologischen Diensts NRW ein Modell des Untergrunds. Das Modell gibt uns Hinweise, wo die Gegebenheiten für mögliche Bohrungen erfolgsversprechend sein können.

Wer sich für Geothermie und die Seismik-Kampagne interessiert, findet auf der Projektseite des Geologischen Diensts NRW viele Informationen und allgemeinverständliche Webinare zu verschiedenen Aspekten auf YouTube, etwa dem Ablauf der seismischen Messungen oder dem Artenschutz.

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