Haltestellennamen: Warum gibt es so viele Tore?

Veröffentlicht von am 04.01.2017 (Keine Kommentare)
Schlagworte: ,

xyz-torÜber 550 Haltestellennamen gibt es in Münster – und so mancher hat sich sicherlich schon gefragt, was eigentlich der Name „seiner“ Stammhaltestelle bedeutet. In dieser Serie erklären wir die Herkunft der Namen und – wenn es sie gibt – weitere Besonderheiten der Haltestelle.

Vielleicht ist es Euch schon einmal aufgefallen: Rund um die Innenstadt gibt es gleich mehrere Haltestellen, die auf -tor enden: Neubrückentor, Hörstertor, Aegidiitor und Neutor.

Was bedeuten die Namen?

Die fraglichen Haltestellen liegen alle entlang der Promenade – ein Hinweis?

Vielleicht habt ihr schon einmal gehört, dass auf der Promenade, auf der heute Radler und Jogger unterwegs sind, früher die Stadtmauer von Münster stand, umgeben von einem Wassergraben. Rein und raus in die Stadt kam man nur durch die neun Stadttore. Und weil sich am Wegenetz aus dem Mittelalter in der Innenstadt bis heute recht wenig geändert hat, führen an den ehemaligen Stadttoren noch immer Straßen entlang, über die auch unsere Busse fahren.

An sieben der neun historischen Stadttore erinnern die Haltestellennamen, neben Neubrückentor, Hörstertor, Aegidiitor und Neutor auch Kreuzschanze und Servatii- sowie Ludgeriplatz. Die haben wir für Euch auf dem historischen Stadtplan, eingezeichnet. Dabei handelt es sich um den so genannten Alerdinck-Plan von 1636. Wir starten genau oben in der Mitte:

alerdinck-plan-hst

 

bus_august2009

Der Buddenturm am früheren Kreuztor ist ein Überbleibsel der Stadtbefestigung

  • Das ehemalige Kreuztor an der Nordstraße hat eine Haltestelle, die aber Kreuzschanze heißt. Hier halten die Linien 15 und 16 von und nach Kinderhaus. Die Kreuzschanze war die Verteidigungsanlage für das Tor. Der Hügel, von dem Kanonen zur Verteidigung der Stadt aufgestellt waren, ist noch heute sichtbar. Die Teiche links und rechts der Haltestelle sind Überbleibsel der Wassergräben rund um die Stadt. Ebenfalls noch sichtbar: Der Buddenturm, ein ehemaliger Wehrturm, der die Stadtmauer bewacht hat.
  • Am Neubrückentor halten die Linien 6 und 8 von und nach Coerde. Das Stadttor wurde benannt – ganz im eigentlichen Wortsinne – nach einer um 1200 gebauten Brücke, eben der neuen Brücke. Der Zwinger, der von der Haltestelle aus sichtbar ist, beschützte übrigens den Teil der Stadtmauer, durch den die Aa aus der Stadt hinausfloss.
  • Nicht weit entfernt liegt das Hörstertor, an der Haltestelle fahren heute die Linien 4 und 17. Ein „Horst“, von dem das Hörstertor seinen Namen bekommen hat, ist ein kleiner Wald. Unweit davon erinnert auch die Straße Auf der Horst an diese Bäume.
  • Nicht mit einer Haltestelle geehrt wird heute das Mauritztor. Wer allerdings vom Bült in Richtung Hauptbahnhof fährt, kann kurz vor dem Abbiegen in die Eisenbahnstraße das Mauritz-Torhäuschen sehen, das ursprünglich dem Schutz des Stadttores gedient hat.
  • Am Servatiitor heißt die Haltestelle Servatiiplatz. Wo heute das erste Hochhaus Münsters steht, halten auch die Linien 11, 14 und 22. Das Stadttor stand allerdings weiter in Richtung der Innenstadt, etwa auf Höhe des Stadtmuseums. Der Name stammt von der Servatiikirche, die wiederum an den Eisheiligen
    Servatius von Tongern erinnert.
  • ludgeriplatz

    Der Ludgeriplatz war schon im Straßenbahnnetz eingebunden.

    Statt Ludgeritor heißt es heute Ludgeriplatz. Wo früher das Stadttor stand, befindet sich seit 1936 der größte Kreisverkehr der Stadt. Auch die Linien 1, 2, 4, 7, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, und 22 sowie die Ringlinie 33 und 34 nutzen den Kreisel. Damit halten dort – mit Ausnahme des Hauptbahnhofs – mehr Linien als an allen anderen Haltestellen in Münster. Etwa 5.000 Fahrgäste steigen tag-täglich dort aus. Der Name leitet sich ebenfalls von der nahen Kirche ab, die wiederum nach Liudger benannt ist, dem Gründer und späteren ersten Bischofs von Münster.

    An die „alte Zeit“ erinnern die beiden Skulpturen, die auf dem Foto noch auf der Mitte des Platzes stehen und zwischen denen die Straßenbahnen hindurch gefahren sind. ‘Knecht mit Pferd’ und ‘Magd mit Stier’ begrüßten damals die Landbevölkerung, die zum Handeln nach Münster kam. Heute stehen sie etwas versetzt im Ludgerikreisel auf Höhe der Hammer Straße.

  • aegidiitor

    An der Haltestelle Aegidiitor kommt man mit den E-Bussen der Linie heute zum Aasee – den gab es aber zu Zeiten der Stadttore noch nicht.

    Direkt am heutigen Aasee (den es aber erst seit 1934 gibt und der deswegen auf dem historischen Stadtplan nicht auftaucht) lag das Aegidiitor. Die gleichnamige Haltestelle wird von der Linie 14 angefahren. Auch dieser Name leitet sich von der Kirche St. Aegidii ab, die nach dem heiligen Ägidius benannt ist.

  • Für das Frauentor am Ende der Frauenstraße gibt es keine gleichnamige Haltestelle. Der Name der Straße kommt von der Überwasserkirche, die mit „vollem Namen“ nämlich „Unserer lieben Frau zu Überwasser“ heißt.
  • Das Neutor liegt nördlich vom Schlossplatz, dort halten die Linien 1, 5 und 9 in Richtung Innenstadt. Auch der Schlossplatz war früher als Neuplatz bekannt, das Tor teilweise auch als Jüdefeldertor, nach der Jüdefelder Straße. Zwei Torhäuschen erinnern noch heute an das frühere Stadttor.

Was gibt es sonst zu wissen?

Auch die Engelenschanze war Teil der Befestigung von Münsters Stadtmauer, allerdings gab es dort kein Stadttor. Ihr erkennt sie an dem mächtigen „Dreieck“ zwischen Ludgeri- und Servatiitor. Ursprünglich als Johannisschanze bekannt, sind auch dort noch heute Wassergräben vorhanden. An der Bushaltestelle halten die Linien 2, 4, 10, 11, 14 und 22 auf dem Weg in die Innenstadt.

Wer noch mehr über die einzelnen Tore erfahren möchte, kann sich auf der Seite über die Promenade beim LWL informieren.

Einen Kommentar schreiben