Fast schon eine Legende: Der Busfahrergruß
Schon mal gesehen? Wenn sich irgendwo auf der Straße zwei Busse passieren, grüßen sich die beiden Fahrer fast immer – ganz unabhängig von der gefahrenen Linie, Stadt- und Regionalbus oder dem Unternehmen. Schon eine kurze Google-Recherche zeigt, dass die Frage, warum nur sich die Fahrer ständig grüßen, mindestens genauso oft gestellt wird wie die, ob auch nachts im Kühlschrank das Licht brennt. So erreicht der Busfahrergruß fast schon Legendenstatus.
Daher haben wir uns dem Thema einmal angenommen, die Grüße pro Fahrer und Schicht gezählt und die Hintergründe dafür ermittelt.
Wie oft wird die Hand eigentlich gehoben?
Meist wird zum Busfahrergruß kurz die linke Hand gehoben und genickt. Wie häufig passiert das eigentlich pro normalem Arbeitstag eines Busfahrers, wenn sich wirklich alle Fahrer grüßen? Nehmen wir eine ganz normale Fahrt der Linie 1. Um 10:03 Uhr geht es in Amelsbüren los, rund 75 Minuten dauert die Fahrt über Hiltrup, den Ludgeriplatz, Prinzipalmarkt und Coesfelder Kreuz, vorbei an Gievenbeck bis nach Roxel.
Der erste Gruß findet schon drei Minuten nach Start am Plutoweg statt, denn dort kommt uns die 1 in Richtung Amelsbüren entgegen. Am Schulzentrum Hiltrup, auf Höhe Preußenstation und am Ludgeriplatz begegnet dem Fahrer ebenfalls die Linie 1. Das macht schon einmal vier Grüße bis zum Bahnhof. Am Prinzipalmarkt wird es dann knapp: kurz vor 10.48 Uhr biegen wir zum Domplatz ab. Der Gegenbus kommt zur gleichen Zeit auf der Rothenburg gerade noch so in Sicht – Glück gehabt und Grüß Nummer 5 gesammelt. Kurz vorm Coesfelder Kreuz, bei Ackermann und am Stellmacherweg kommen dann weitere Busse der 1 – macht acht Grüße pro Fahrt. Aber Moment! Es fahren ja noch viel mehr Busse auf der Strecke. Die 9 zum Beispiel kam uns drei Mal entgegen, die 5 auch einmal. Zwischen Ludgeriplatz und Bült werden dann noch schnell die Linien 2, 6, 7, 11, 15 sowie 16 gegrüßt, am Coesfelder Kreuz die 2 und am Uniklinikum die 12.
Macht 20 Grüße pro Fahrt oder auf einen normalen Busfahrerdienst gerechnet über 100 gegrüßte Kollegen – manche natürlich auch gleich doppelt. Hinzu kommen noch ungezählte Betriebsfahrten, Regionalbusse, Verkehrsmeister und Stadtwerker aus dem Energiebereich. Wenn übrigens mal nicht zurückgegrüßt werden kann, weil die Verkehrssituation es nicht zulässt, dann ist das auch kein Beinbruch. Bei der nächsten Begegnung wird das einfach nachgeholt 😉
Und warum grüßen die Fahrer?
Ganz einfach: Weil man Kollegen, die einem begegnen, nun einmal grüßt. Wer im Büro arbeitet und auf dem Weg in den Konferenzraum oder die Kaffeeküche auf dem Flur einem Kollegen begegnet, der sagt ja auch „Hallo“. Warum sollte das bei Busfahrern anders sein? Anders als beim Bürojob oder auch in vielen handwerklichen Berufen sehen sich die Busfahrer außerhalb des Busses aber eher selten. Rund 350 Fahrerinnen und Fahrer arbeiten bei uns, weitere 150 bei den Partnerunternehmen im Stadtbusverkehr. Diese fangen aber nicht alle zur gleichen Zeit an. Wer eine Fahrt mit dem allerersten Bus morgens früh morgens noch vor 5 Uhr aus dem Depot fährt, der trifft nur die Kollegen, die zur gleichen Zeit raus müssen. Da aber die Busse morgens über einen Zeitraum von rund eineinhalb Stunden zwischen 4.30 und 6 Uhr den Betriebshof verlassen, gibt es keinen allgemeinen Arbeitsbeginn.
Um ein Schwätzchen mit den Kollegen zu halten, kommen deshalb manche Fahrer auch regelmäßig ein Viertelstündchen vor Dienstbeginn zur Arbeit und nutzen die Zeit vielleicht auch noch für’s Frühstück, das sonst sie zuhause fast noch in der Nacht hätten essen müssen. Ansonsten treffen sie sich natürlich in den Pausen, die viele gemeinsam am Hauptbahnhof oder am Frie-Vendt-Platz verbringen. So finden auch neue Fahrerinnen und Fahrer schnell Anschluss und wissen, wen sie da eigentlich über die Straße hinweg grüßen.
Aber auch, wenn sich zwei Fahrer nicht namentlich kennen – zum Beispiel weil sie aus unterschiedlichen Unternehmen kommen und die eine Stadt- und der andere Regionalbus fährt – wird gegrüßt. Immerhin steuern beide einen bis zu 18 Meter langen Bus mit bis zu 120 Fahrgästen durch den dichten Stadtverkehr. Das allein schafft schon ein Verbundenheitsgefühl. Erweitert wird das häufig auch auf Fern- oder Reisebusse, wo besonders Fahrer zurückgrüßen, die Linienbuserfahrung haben.
Und Ihr? Grüßt Ihr auch?
Übrigens: Nicht nur Busfahrer untereinander grüßen sich. Sie freuen sich auch über ein „Guten Morgen“ oder „Hallo“, wenn Ihr vorn einsteigt. Auch wenn gerade an größeren Haltestellen nicht für jeden Fahrgast ein eigenes „Hallo“ zurückkommt, so gibt es doch in den allermeisten Fällen eine freundliche Reaktion. Auch wenn Ihr das nicht merkt: Jeder Fahrer freut sich über freundliche Fahrgäste und vielleicht sind die Münsteraner auch ganz besonders freundlich. Denn bei der bundesweiten Fahrgastbefragung ÖPNV-Kundenbarometer wurde das Personal in Münster dieses Jahr mit dem ersten Platz in der Kategorie Freundlichkeit ausgezeichnet.
6 Kommentare
Nobby
11. Mai 2019Der Busfahrergruß ist nur ein weiterer, in den großen Zeiten des 2CV haben sich alle Entenfahrer gegenseitig gegrüßt. Und auch der freundliche Motorradfahrer hebt seid Jahrzehnten die Hand, wenn ihm ein motorisierter Zweiradler entgegenkommt.
Schiele Reinhard
21. Dezember 2016Ich möchte mal wissen wann das Gehändert wird es kann doch nicht angehen wenn die Schüler Nachmittags den Bus besetzen Linie1 aus Roxel komment. Und das jeden Nachmittags, die Schüler stehen nicht mal auf.Warum komment da nicht ein Schult.
Simon Sanchez Real
22. Dezember 2016Hallo Reinhard,
kannst du deinen Hinweis noch ein bisschen konkreter machen? Es geht dir um die Linie 1 aus Roxel in Richtung Innenstadt. Wo genau steigen die Schüler denn ein? Sind die Busse denn so voll, dass du nicht mehr mitfahren kannst?
Viele Grüße
Schulz
10. Dezember 2016Dieser Beitrag ist überflüssig weil er auch viel zu lang ist
Anika Kaiser
21. April 2019Dieser Kommentar ist überflüssig
McBus
25. Juli 2021Oh Gott