Sicherer Hafen in der Energiekrise

14.06.2023

Stadtwerke Münster legen stabiles Jahresergebnis für Ausnahmejahr 2022 vor

Die Stadtwerke Münster schließen das Geschäftsjahr 2022 mit einem stabilen Ergebnis ab und schütten 6,5 Millionen Euro an den städtischen Haushalt aus. Mit 8,7 Millionen Euro Jahresüberschuss konnte der münstersche Energieversorger das Vorjahresergebnis trotz der Energiekrise um rund 500.000 Euro verbessern und die Eigenkapitalreserven für die anstehenden Aufgaben stärken. Gleichzeitig ist es gelungen, die Kundinnen und Kunden vor exorbitanten Preisanstiegen zu schützen und diejenigen Haushalte aufzufangen, deren Energieanbieter in der Krise kurzfristig ihr Geschäft einstellten. Die Energieversorgung in Münster hielten die Stadtwerke jederzeit aufrecht. „Die Stadtwerke Münster sind dank aktivem Kosten- und Krisenmanagement bisher stabil durch die Energiekrise gekommen“, sagt Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. „Wesentlichen Einfluss auf das gute Ergebnis hatte, dass wir die Marktentwicklungen sehr aktiv beobachtet und flexibel auf Chancen reagiert haben. Insbesondere die Energiebeschaffung und die Fahrweise unseres GuD-Kraftwerks haben wir dynamisch an die Marktverhältnisse angepasst.“ Aufgrund der milden Witterung und des sparsamen Verbraucherverhaltens vertrieben die Stadtwerke weniger Wärme und Gas. Dies drückte die Kosten für den Energiebezug, führt jedoch auch zu sinkenden Erlösen in der Netzsparte. Erneut erhielt das Unternehmen außerdem Hilfen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm, die positiv auf das Ergebnis wirken. „Der Rettungsschirm gleicht den im Nahverkehr entstandenen Verlust vollständig aus“, so Mobilitätsgeschäftsführer Frank Gäfgen.

Obwohl die Umsetzung zahlreicher staatlicher Entlastungsmaßnahmen von 9-Euro-Ticket bis Dezember-Soforthilfe viele Kapazitäten im Unternehmen gebunden hat, konnten die Stadtwerke 2022 unterschiedliche Projekte für die Energie- und Mobilitätswende in Münster auf den Weg bringen, wie beispielsweise erste Bausteine und Förderung für die grüne Wärme oder LeezenLOOP. Insgesamt investierten die Stadtwerke Münster 24,5 Millionen Euro. Weitere geplante Investitionen verschoben die Stadtwerke Münster aufgrund von Liefer- und Projektverzögerungen bei Elektrobussen sowie Ausbauprojekten im Bereich Windenergie und Glasfaser auf die Folgejahre. Mit einer Eigenkapitalquote von 39,7 Prozent haben die Stadtwerke Münster ein solides finanzielles Fundament für ihr ambitioniertes Zukunftsprogramm mit dem massiven Ausbau von Erneuerbaren Energien und digitalen Netzen, Wärme- und Mobilitätswende. Rund 500 Millionen Euro will das Unternehmen bis 2030 in diesen Feldern investieren.

Energie: Hohes Kundenvertrauen in den Versorger vor Ort

Im Krisenjahr verzeichneten die Stadtwerke Münster ein deutliches Kundenwachstum im Privatkundensegment, von 11 Prozent im Strom- und 17 Prozent im Gasbereich. Vier von fünf Haushalten in Münster versorgen die Stadtwerke Münster mit Strom und Gas. Knapp Dreiviertel aller privaten Stromverträge in Münster beinhalten Ökostrom (Haushalte und Gewerbe:69 Prozent Ökostromverträge). „Für die Münsteranerinnen und Münsteraner waren die Stadtwerke Münster ein sicherer Hafen in stürmischen Zeiten und sind es immer noch. Wir versorgen sie verlässlich und zu fairen Konditionen mit Energie“, so Sebastian Jurczyk. Der Preis der Strom-Grundversorgung blieb im gesamten Krisenjahr günstiger als die Preisbremse von 40 Cent kWh, die Gas-Grundversorgung stieg nur minimal über die Preisbremse von 12 Cent/kWh. Spielräume für Preissenkungen seien für 2024 inzwischen absehbar. Jurczyk: „Wir schützen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit unserer langfristigen und umsichtigen Energiebeschaffung vor den Kapriolen des Marktes.“ Dieses nachhaltige Wirtschaften unterscheidet kommunale Stadtwerke von Billiganbietern, die inzwischen wieder auf den Markt drängen. Viele Discounter hatten ihre Kunden in der Krise im Stich gelassen, die Versorgung eingestellt oder vertragswidrig Preise erhöht. „Alle Energieversorger standen in der Krise unter Druck. Zahlreiche Billiganbieter haben sich einfach aus der Verantwortung gestohlen“, so Jurczyk. „Nicht so die Stadtwerke: Wir lassen niemanden im Regen stehen. Wir arbeiten für die Kommune und die Menschen, die hier leben. Wir investieren vor Ort und sichern Arbeitsplätze“ Auch deswegen spendeten die Stadtwerke an die Hilfsfonds der Stadt, der Universität und Fachhochschule Münster, die von den Energiekosten überforderten Menschen unterstützen.

Die Ausrufung des Gas-Notfallplans, mehrfache Preiserhöhungen, das Hin-und-Her um die Gasbeschaffungsumlage, Entlastungspakete mit Mehrwertsteuersenkung, 9-Euro-Ticket, Dezember-Soforthilfe, die Beratung Geflüchteter aus der Ukraine: das vergangene Jahr hat die Energieversorger an den Rand ihrer Belastungsgrenze gebracht. Einerseits waren die unmittelbaren Auswirkungen der Krise auf das Unternehmen zu managen, andererseits mussten politische Entlastungsmaßnahmen mit kurzer Frist umgesetzt werden. Die massive Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Energiekrise versuchten vor allem die Service-Mitarbeitenden der Stadtwerke bestmöglich aufzufangen. Auf dem Höhepunkt im Herbst 2022 erreichten die Stadtwerke drei Mal mehr Kundenanfragen als üblich. „Wir stehen hinter dem Ziel, Verbraucherinnen und Verbraucher zu entlasten. Jedoch setzen die Energieversorger mit den Entlastungspaketen derzeit sozialpolitische Aufgaben um, die im Verantwortungsbereich des Gesetzgebers liegen sollten“; so Jurczyk. Dies müsse eine krisenbedingte Ausnahme bleiben und dürfe nicht zur Folge haben, dass bei den Versorgern langfristig Kapazitäten gebunden werden, die für Zukunftsthemen dringend benötigt werden. „Nach drei Krisenmanagement wollen wir mit innovativen Energieprodukten überzeugen. Beispielsweise starten wir im Sommer ein Wärmepumpen-Sorglos-Paket für Privatkunden“, betont Jurczyk.

Kostenmanagement als Chance in der Krise, Energieabsatz und -erzeugung in 2022 gesunken

Die Energiekrise zeigt sich deutlich in Energieabsatz und -erzeugung. Insbesondere mit Gas und Wärme gingen die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Münster im vergangenen Jahr sparsam um. Die Gas- und Wärmeabgabe an Privat- und Geschäftskunden lag um 14,5 Prozent unter der des Vorjahres, bei gegenläufig gestiegener Kundenzahl. Mit der Zahl der Stromkunden stieg die Stromabgabe um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die abgegebene Trinkwassermenge blieb mit 16,8 Millionen Kubikmeter annähernd stabil (2021: 17 Mio. m3).

2022 erzeugten die Stadtwerke fast ein Viertel weniger Strom als geplant (323 Millionen Kilowattstunden) und betrieben das GuD-Kraftwerk im Hafen flexibel nach Marktlage. Während die hohen Gaspreise die Stromproduktion in der GuD-Anlage zeitweise unwirtschaftlich machten, waren die Marktbedingungen für die Erneuerbare Energie-Sparte des Unternehmens besser. „Schon 2020 haben wir unsere Unternehmensstrategie für den Klimaschutz auf den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien gerichtet. 2022 hat deutlich gemacht, dass dies genau der richtige Weg ist, weil er auch aus geopolitischen Abhängigkeiten führt“, betont Jurczyk. Entsprechend Tempo macht der münstersche Versorger beim Ausbau der eigenen grünen Erzeugungsanlagen. Insgesamt beinhaltet die Projektpipeline 36 Windenergieanlagen an 14 Standorten mit einer Leistung von knapp 230 Megawatt in verschiedenen Projektstadien. Im Photovoltaik-Ausbau kooperieren die Stadtwerke mit der kommunalen Wohn+Stadtbau. An fünf 2022 realisierten PV-Dachanlagen im Süden von Münster boten die Stadtwerke Bürgerbeteiligungen an, die binnen 48 Stunden ausverkauft waren. Auch an Windenergiestandorten plant der Versorger, Bürger und Kommune zu beteiligen. „Bei Bürgerbeteiligung gewinnen beide Seiten: Sie fördert die Akzeptanz und ermöglicht es uns, mehr grüne Energie-Projekte zu finanzieren“, so Jurczyk. Insgesamt steigerten die Stadtwerke die installierte solare Erzeugungsleistung auf 9,4 Megawatt. Die 16 Windenergieanlagen des Unternehmens erzeugten 57,2 Millionen Kilowattstunden im windschwachen Jahr 2022 (- 8,5% zum Vorjahr), die PV-Anlagen 8,6 Millionen Kilowattstunden.

Mobilität: Mit der LeezenLOOP-Rikscha neue Wege ausprobieren

5,8 Millionen mehr Fahrgäste als im Vorjahr beförderten die Busse der Stadtwerke, insgesamt 46,8 Millionen im gesamten Jahr 2022. „Für die Mobilitätswende ist die wieder steigende Nachfrage ein gutes Zeichen. Das 9-Euro-Ticket war 2022 der Probelauf für eine echte Revolution in der Tariflandschaft“, erklärt Mobilitätsgeschäftsführer Frank Gäfgen. Zusätzlich zu rund 70.000 verkauften 9-Euro-Tickets stellten die Stadtwerke knapp 39.000 Abos automatisch auf das deutschlandweit gültige Nahverkehrsticket um. Im Aktionszeitraum stiegen die Fahrgastzahlen um rund 10 Prozent. „Diesen Erfolg gilt es nun mit dem Deutschlandticket und dem neuen, vergünstigten MünsterAbo zu verstetigen“, betont Frank Gäfgen, Geschäftsführer Mobilität. „Das Deutschlandticket finanziert erstmals auch der Bund mit. Das ist ein Einstieg in eine neue Art der Finanzierung des ÖPNV, für die wir uns schon lange eingesetzt haben. Nur mit einer auskömmlichen Finanzierung kann der ÖPNV seiner zentralen Rolle für Klimaschutz und Mobilitätswende gerecht werden.“

Zur Mobilitätswende gehört aber mehr als Bus und Bahn. Die Stadtwerke Münster verfolgen das Ziel, unterschiedliche klimafreundliche Verkehrsträger zu verzahnen und neue Wege ergebnisoffen auszuprobieren. Versuchsweise brachten die Stadtwerke gemeinsam mit der Stadt Münster im Sommer 2022 mit LeezenLOOP die bundesweit erste, in den Nahverkehr integrierte On-Demand-Rikscha auf die Straße. Auch die Kooperation mit dem Carsharing-Anbieter Stadtteilauto haben die Stadtwerke weiter vorangetrieben und zusätzliche Stationen eröffnet. Bereit gewohnt sind die Fahrgäste daran, dass jährlich mehr Elektrobusse auf die Straße kommen. 2022 ist die Flotte um zehn Busse gewachsen.

Doch 9-Euro-Ticket und das Deutschland-Ticket als Nachfolgeangebot treffen bundesweit auf einen akuten Mangel an Fahrpersonal. Dem Mangel an qualifiziertem Fachpersonal begegneten die Stadtwerke mit einem – den geringeren Fahrgastzahlen angepassten – reduzierten Angebot auf einigen Linien. „Das sind schmerzhafte Einschnitte für die Fahrgäste, die wir sehr bedauern. Umso mehr Kraft stecken wir in die Werbung und Ausbildung von neuem Personal“, so Gäfgen. Mit der neu eingeführten Ausbildung zur „Fachkraft im Fahrbetrieb“ bieten die Stadtwerke seit vergangenem Jahr jungen Menschen die Chance, das Mobilitätsgeschäft von A bis Z zu erlernen.

Der Wettbewerb um die besten Köpfe werde für die Stadtwerke Münster in den kommenden Jahren auf allen Ebenen entscheidend sein: „Wer die Energie- und Mobilitätswende in Münster aktiv gestalten will, kann bei uns im Team Münster richtig was bewegen und ist herzlich willkommen“, betonen Jurczyk und Gäfgen.

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