Stadtwerke feiern 10 Jahre Elektrobusse in Münster

9.5.2025

Seit 10 Jahren fahren Elektrobusse durch Münster. Darüber freuen sich (v. l.) Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Gäfgen, Werkstattleiter Tomislav Gorupic, Projektleiter Klaus Kock und Michael Jasper aus dem Fahrdienst der Stadtwerke.

Busse schonen Klima mit Ökostrom im Tank

Vor zehn Jahren rollte Münsters erster Elektrobus vom Tieflader. Der hatte den Prototypen des Herstellers VDL aus dem belgischen Werk nach Münster gebracht. Ein wenig skeptisch standen die Mitarbeitenden der Werkstatt um den neuen Bus. „Wir waren gespannt, was uns mit der neuen Technik erwartet. Zwar hatten wir bereits verschiedene Schulungen durchlaufen, aber den Bus dann vor Ort zu sehen, war sehr spannend. Denn dass die E-Busse vieles verändern würden, wusste wir alle“, erinnert sich Tomislav Gorupic, heute Abteilungsleiter der Stadtwerke-Werkstatt. Inzwischen ist die anfängliche Neugierde längst der Normalität des Alltags gewichen. Von den etwa 120 Bussen der Stadtwerke Münster fahren bis Mitte 2025 bereits 97 vollständig elektrisch.

„Wir sind heute schon ein Elektrobus-Betrieb, mit einem kleinen Rest Dieselbusse, die wir in den nächsten Jahren ebenfalls ersetzen werden. Der E-Bus muss jeden Tag funktionieren und darauf haben wir uns vollständig ausgerichtet“, sagt Frank Gäfgen, Geschäftsführer für Mobilität der Stadtwerke Münster, selbstbewusst. „Spätestens 2029 wollen wir den letzten Dieselbus abgeben. Dieses Ziel verfolgen wir von Beginn an und wir werden es erfüllen – vielleicht sogar ein Jahr früher als geplant.“

Gute Strategie als Basis für schnellen Ausbau

Schon zum Start der 2010er-Jahre haben die Stadtwerke sich eine Elektrobus-Strategie zurechtgelegt und setzen diese seit 2015 konsequent um. Kernstück dieser Strategie ist das Nachladen der Busse auf der Strecke. Dafür haben sie an zwölf Endhaltestellen 16 Ladestationen installiert. Weitere sechs Haltestellen werden bis 2026 noch ausgerüstet. „Dann ist der Infrastrukturausbau für uns abgeschlossen“, sagt Frank Gäfgen. Durch die Nachladung an der Endhaltestelle – wenn der Bus ohnehin Pause macht – können die Stadtwerke Dieselbusse fast 1:1 ersetzen, es fallen keine zusätzlichen Ladepausen oder Auswechselfahrten an.

Über drei Millionen Kilometer werden die Stadtwerke-Busse in diesem Jahr elektrisch zurücklegen, nur noch etwa eine Million mit Diesel. Der Dieselverbrauch – und damit einhergehend auch der CO2-Ausstoß – wird von 2017 bis 2025 von 2,6 Millionen Liter Diesel auf voraussichtlich unter 500.000 Liter sinken. Dabei ist es für die Stadtwerke selbstverständlich, dass die Busse Ökostrom tanken.

Neben dem Klimaschutz ist auch die Lärmreduktion ein wichtiger Vorteil der E-Busse. Sie sind deutlich leiser als Dieselbusse, wovon Fahrgäste genauso profitieren wie Anwohnerinnen und Anwohner an den Bustrecken und Gäste in der Innenstadt. „Für mich ist die Fahrt viel ruhiger und damit angenehmer, weil der laute Dieselmotor wegfällt. Dadurch ist es auch im Bus viel leiser, was auch den Stress reduziert. Dass mein Arbeitgeber so früh in die Technik investiert hat, macht den Job jeden Tag etwas leichter“, sagt Busfahrer Michael Jasper, der zu den ersten Fahrern der neuen E-Busse gehörte.

Förderung wichtig für die Elektrifizierung

Die Investitionen in die Elektrifizierung – insbesondere für Mehrkosten der E-Busse gegenüber Dieselbussen, der Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof und an den Endhaltestellen sowie der Werkstattumrüstung – sind nur dank Fördergeldern möglich. So gibt es bei den Mehrkosten Förderquoten von 80 Prozent, bei der Infrastruktur sogar von 90 Prozent. „Diese vorbildliche Förderkulisse hat es uns ermöglicht, heute schon so weit zu sein. Wir erhoffen uns auch in Zukunft einen Bestand der Förderung.“ Dabei geht es den Stadtwerken nicht nur um den Ersatz der letzten 20 Dieselbusse. Auch die privaten Partnerunternehmen im Stadtbusverkehr betreiben noch etwa 80 Dieselbusse. Erste E-Busse bei Partnerunternehmen werden dieses Jahr erwartet. Zudem werden in einigen Jahren die ersten alten E-Busse ausgetauscht werden müssen. Deutschlandweit ist die Herausforderung noch viel größer. Von 35.000 Stadtbussen waren Ende 2024 gerade einmal 3.375 elektrisch unterwegs. 

Viel Erfahrung gesammelt

Die ersten E-Busse haben die Stadtwerke ab 2015 zusammen mit dem Hersteller VDL immer wieder auf Herz und Nieren geprüft und dabei viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die in die Weiterentwicklung eingeflossen sind. Genau das war das Ziel des EU-Projekts „ZeEUS“, an dem die Stadtwerke als eine von nur zwei Städten in Deutschland beteiligt waren. Viele Expertinnen und Experten aus aller Welt waren dafür in den ersten Jahren in Münster, um von den Erfahrungen zu profitieren und wichtige Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen. So ist das in Münster erprobte Zusammenspiel zwischen Bus und Ladestation an der Endhaltestelle inzwischen in vielen Städten zum Standard geworden ist.

Die Stadtwerke haben sich ganze drei Jahre Zeit genommen, um mit den ersten fünf Bussen von 2015 zu lernen. Erst 2018 haben sie weitere E-Busse beschafft, seitdem ist die Flotte jährlich gewachsen. Die Prototypen von 2015 haben die Stadtwerke übrigens kürzlich verkauft. Sie entsprachen an vielen Stellen nicht mehr den Erwartungen an moderne E-Busse und helfen nun Betrieben in Finnland beim Einstieg in die E-Mobilität.

Öffentliche Führungen über den E-Bus-Betriebshof

Aufgrund des Jubiläums bieten die Stadtwerke im Mai zwei öffentliche Führungen über den Betriebshof an. Interessierte können dabei einen Blick in die Werkstatt und die großen Wagenhallen werfen. Eine kostenlose Anmeldung ist unter www.stadtwerke-muenster.de/10-jahre-e-bus möglich.

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