11.03.2021

Vom Hafen aus versorgen die Stadtwerke Münsters Haushalte mit Fernwärme. Zukünftig soll der Wärmebedarf der Stadt aus erneuerbaren Wärmequellen gedeckt werden.

Stadtwerke forschen für grüne Wärme in Münster

Neben der klimaneutralen Erzeugung von Strom beschäftigen sich die Stadtwerke Münster intensiv mit der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung für Münster. Das Ziel des Unternehmens ist es, die Wärme für Münster künftig nahezu vollständig aus erneuerbaren Wärmequellen zu gewinnen. Dafür hat das Unternehmen im vergangenen Jahr den Wärmemarkt eingehend analysiert und einen Weg zur grünen Wärme beschrieben. „Das Heizen ist in Münster für gut 40 Prozent der CO2-Emissionen von Privathaushalten verantwortlich, deutschlandweit sind es sogar mehr als 50 Prozent. Die Wärmewende gehört zum Klimaschutz zwingend dazu“, betont Sebastian Jurczyk, Geschäftsführer der Stadtwerke Münster. Das Unternehmen will den Wandel hin zur vollständig nachhaltigen Wärmeversorgung massiv vorantreiben. „Klar ist aber auch, dass die Erschließung neuer, erneuerbarer Wärmequellen und die Umstellung der Wärme-Versorgungsinfrastruktur nicht von heute auf morgen geht.“

Der Plan der Stadtwerke Münster sieht vor, die benötigte Wärme für Münster perspektivisch aus einer Kombination verschiedener Wärmetechnologien zu decken und die bestehenden Wärmenetze als zentrale Verteilstrukturen für die grüne Wärme zu ertüchtigen. Weil eine Wärmetechnologie allein den münsterschen Wärmebedarf nicht decken können wird, sehen die Stadtwerke die grüne Wärmeversorgung als ein Puzzle aus verschiedenen Erzeugungsarten. Neben Erdwärme und Solarthermie als Leittechnologien setzen die Stadtwerke Münster unter anderem auf Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke in den Quartieren und Power-to-Heat-Anlagen, die überschüssigen Strom als Wärmeenergie speichern. „Der Technologie-Mix wird sich im Laufe der Jahre weiter konkretisieren. Er ist abhängig von vielen Faktoren, die wir jetzt beginnen, detailliert zu untersuchen“, betont Markus Bieder, Leiter Erneuerbare Wärme bei den Stadtwerken.

Das Fernwärmenetz und die Arealnetze in einigen Stadtteilen spielen für die klimafreundliche Wärme eine wichtige Rolle. Schon heute transportieren sie klimafreundliche Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplung in tausende Haushalte und andere Einrichtungen der Stadt, sie werden langfristig gepflegt und weiterentwickelt. „Geo- und Solarthermie sind nahezu unerschöpfliche, natürlich vorhandene Wärmequellen und ließen sich hervorragend in unser bestehendes Fernwärmenetz einbinden“, sagt Wärmeexperte Bieder. „Sie bieten uns die Chance, den CO2-Fußabdruck der Wärmeerzeugung deutlich zu reduzieren.“

Gute Voraussetzungen für Erdwärme

Einer der nächsten Schritte zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist herauszufinden, ob die erneuerbare Ressource Erdwärme in Münster ausreichend vorhanden ist und für die Wärmeversorgung nutzbar gemacht werden kann. Gemeinsam mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (Fraunhofer IEG) in Bochum beginnen die Stadtwerke im Frühjahr mit Studien zum Potenzial für Erdwärme in Münster.

Die Forscher der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie sind überzeugt, dass in Münster gute geologische Voraussetzungen gegeben sind: „Das Münsterland bietet günstige geologische Rahmenbedingungen für die Nutzung von Geothermie. Gleich mehrere Gesteinsschichten mit einer erhöhten Thermalwasserführung befinden sich in unterschiedlichen Tiefen unter der Stadt. Diese Schichten mit erhöhter Wasserführung gilt es nun systematisch zu erkunden. Vergleichbare Gesteine werden bereits in München, Paris und auch in NRW erfolgreich zur Umstellung von fossiler Fernwärme auf Geothermie genutzt,“ erklärt Institutsleiter Professor Rolf Bracke.

„Wir wissen, dass Erdwärme neben enormen Chancen auch Risiken birgt. Deswegen haben wir mit dem Fraunhofer-Institut ausgewiesene Experten an unsere Seite geholt, die bundesweit Erfahrungen mit Geothermie-Projekten gesammelt haben“, betont Markus Bieder. Bevor in Münster Erdwärme im großen Stil gewonnen werden könnte, stehen sorgfältige Untersuchungen und Grundlagenarbeit an. Frühestens in fünf bis sechs Jahren könnte eine erste Wärmezentrale in Münster Wärme aus dem Boden gewinnen.

„Es ist uns wichtig, alle Interessierten auf dem Weg zur grünen Wärme mitzunehmen. Daher werden wir regelmäßig über unseren Fortschritt und Meilensteine berichten und den Austausch mit Politik und Klimagruppen sowie den Bürgerinnen und Bürgern suchen“, betont Sebastian Jurczyk.

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