Was macht der Bus eigentlich nachts?

Veröffentlicht von am 07.02.2019 (4 Kommentare)
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Feierabend für den Fahrer – was macht denn nun der Bus 

Nachts zwischen 2 und 5 Uhr ruht der Busverkehr unter der Woche, und auch am Wochenende, wo die Nachtbusse durchgehend fahren, passiert es eher selten, dass ein Bus mal 24 Stunden auf der Straße ist. Auf dem Betriebshof hingegen ist auch und gerade in der Nacht echter Hochbetrieb. Was also macht ein Bus eigentlich nachts?

Wir haben uns mal schlau gemacht.

Einfahrt am Abend

In den großen Hallen stehen die Busse Schnauze an Heck

Wenn ab 20 Uhr langsam vom Tages- auf das Nachtnetz umgestellt wird, kommen innerhalb von etwa zwei Stunden rund 80 Busse als Betriebsfahrt auf unserem Betriebshof an. Während die Busfahrer dann Feierabend haben (hier lest ihr mehr über den Tag eines Busfahrers), ist für die Busse noch lange nicht Schluss.

Nach Ankunft auf dem Hof werden sie in langen Schlangen unter freiem Himmel abgestellt und warten auf ihre Wellness-Behandlung. Bis zum Ende des Nachtbusverkehrs wächst die Schlange noch weiter. Stück für Stück holen die Mitarbeiter der Nachtschicht die Busse von dort ab.

Auch nachts sind die Busse auf dem Betriebshof unterwegs

Zuerst geht es dann durch unsere extragroße Bus-Waschanlage, damit von außen alles sauber wird. Anschließend wird der Bus betankt, Öl- und Wasserstände kontrolliert und auch innen noch einmal gereinigt. Was genau in der Busreinigung passiert, lest ihr hier. Gleichzeitig besorgt sich der Bordcomputer zudem die neusten Fahrplandaten.

Damit ist die Nacht für den Bus aber noch nicht zu Ende. Denn für den nächsten Morgen müssen die Busse ja passend in der Halle stehen, damit jeder Fahrer seinen Bus findet und freie Fahrt aus den langen Strängen hat. Strang, so heißen die einzelnen Spuren in den großen Wagenhallen. Ein Strang ist rund 75 Meter lang und bietet so Platz für sechs Solobusse oder vier Gelenkzüge. Ganz willkürlich können die Mitarbeiter der Spätschicht die Busse aber nicht in die Stränge fahren – da steckt System hinter!

Bus-Tetris

Die Stränge sind deutlich gekennzeichnet

Der Tag eines Busfahrers startet frühmorgens an der Stellplatzliste (ok, starten tut er für die Fahrer der Frühschicht eher an der Kaffeemaschine…). Auf der Stellplatzliste liest der Fahrer nach, wo genau er seinen Bus findet. Denn vorab weiß er nur, auf welcher Linie – zum Beispiel der 11 – er heute fahren soll. Der Weg zum Bus lautet dann zum Beispiel „Halle 1, Strang 11 Platz 2“.

Wenn nun aber die Bus-Disposition für genau diese Fahrt einen speziellen Bus geordert hat, dann geht das Bus-Tetris los. Sagen wir einmal, auf dieser Fahrt der Linie 11 soll ein neuer Bus unterwegs sein. Bestellt ist der Bus mit der Wagennummer 1645 (was die Wagennummer bedeutet, lest ihr hier). Wenn der aber erst später am Abend reinkommt, weil er noch eine Runde als Nachtbus fährt, dann kann auch der Platz 3 in dem Strang nicht belegt werden. Wenn dann auch auf Platz 4 noch ein spezielles Fahrzeug stehen soll, das vielleicht schon fertig ist, dann geht das Bustetris los: der Bus wird zwischengeparkt, bis er seinen Platz einnehmen kann, darf aber nicht im Weg stehen. Und das bei knapp 25 Strängen, die befüllt werden wollen…

Kurz vor der Ausfahrt aus den Strängen

Gründe für so eine „Busbestellung“ kann es viele geben. Sei es für ein Fotoshooting auf der Linie, weil diese Fahrt von einem Bus mit vier Türen besetzt sein soll oder andere technische Ausstattung gefragt ist. Dazu kommen noch Anforderungen der Werkstatt, die sich immer wieder Busse für Wartung und Reparatur bestellt. Und auch die Elektrobusse müssen extra stehen, denn sie sollen ja momentan noch hauptsächlich auf der Linie 14 laufen. Apropos Elektrobusse: Die bekommen bald ihre eigenen Stränge, die mit Ladestationen unter der Decke ausgerüstet sind. So müssen die Kollegen der Nachtschicht genau aufpassen, wo welcher Bus stehen darf. Dabei hilft auch das Dispositionssystem, in dem jeder abgestellte Bus vermerkt ist. Denn der falsche Bus lässt sich auf dem reservierten Platz gar nicht erst eintragen. 

Feierabend! Alle Busse sind abgestellt und im Dispositionssystem erfasst

Erst wenn alle Busse sauber, betankt und ordentlich am richtigen Platz stehen, macht die Nachtschicht Feierabend und die Busse bekommen eine kleine Verschnaufpause. Die Lichter gehen aber trotzdem kaum aus am Verkehrsbetrieb, denn schon gegen 4:30 Uhr fahren die ersten Busse wieder aus – hoffentlich vom richtigen Platz aus.

 

4 Kommentare

  1. Christopher Seidel
    24. August 2020

    Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen ?

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  2. Viola
    8. Februar 2019

    Hm, warum kann man denn den „Stellplatz-Teil“ des Dispositionsplans nicht erst dann „finalisieren“, wenn alle Busse fertig sind? Für die Busfahrer:innen dürfte es doch eigentlich egal sein, ob sie bei Dienstbeginn z.B. zu Platz 5 statt zu Platz 2 gehen?

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    • Florian Adler
      8. Februar 2019

      Hallo Viola,

      das ist nicht so einfach, weil die Busse ja in einer bestimmten Reihenfolge und auf die Minute getaktet losfahren müssen. Dafür gibt es die Bezeichnung als „Linie/Kurs“. Linie ist ja klar, dann hat aber auch jeder Bus noch eine Kursnummer, zum Beispiel 11/3 ist der dritte Bus auf der Linie 11. Die Kursnummer bestimmt also, wo auf der Linie der Bus unterwegs ist. Wenn es eine „Busbestellung“ gibt, dann soll ein bestimmter Bus auf einem festen Kurs fahren und damit zu einer bestimmten Zeit ausfahren. Dafür muss er dann aber auch auf einem Platz stehen, der zu der Zeit nach vorn frei ist und nach hinten keine frühere Ausfahrt blockiert.

      Ich hoffe, das ist so einigermaßen verständlich 🙂

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      • Viola
        10. Februar 2019

        Ah, okay! Ja, das mit dem pünktlich-Rausfahren-Müssen ist verständlich. 🙂
        Danke für die Erläuterung!

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