War das gerade Rot? – so funktionieren die Busampeln

Veröffentlicht von am 14.12.2015 (7 Kommentare)
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Balken statt Farben: so funktionieren Busampeln

Vielleicht ist Euch genau das schon einmal aufgefallen: An der Ampel stehen jede Menge Autos und warten auf das grüne Licht. Daneben steht ein Bus und braust los – obwohl doch die Ampel noch Rot zeigt!

Trotzdem riskiert der Busfahrer (hier lest ihr mehr über den Tag eines Busfahrers in Münster) damit aber nicht seinen Führerschein, denn an vielen Stellen in Münster hängen Bussondersignale in Form von weißen Balken und Buchstaben, umgangssprachlich eher als Busampeln bekannt. Hier lest ihr, wie sie funktionieren.

Form statt Farbe

Ampel Bült

Trotz roter Auto-Ampel darf der Bus fahren, denn die Busampel zeigt das Permissivsignal

Statt auf Rot, Gelb und Grün setzen die Busampeln auf verschiedene Formen und Buchstaben, die weiß leuchten. So ist sichergestellt, dass Auto- und Busfahrer nicht auf die jeweils falsche Ampel achten und dann womöglich im falschen Moment losfahren. Die wichtigsten Zeichen sind die so genannten Balkensignale, die Rot und Grün ersetzen.

Wie bei normalen Ampeln heißt auch bei den Bussen das oberste Signal „Halt“. Dort leuchtet dann ein horizontaler Balken, der dem Busfahrer signalisiert, dass er stehen bleiben muss. Freie Fahrt hat er bei einem vertikalen Balken. Je nach freigegebener Richtung ist der Balken gerade (für Fahrtrichtung geradeaus) oder liegt schräg nach links oder rechts (für’s Abbiegen).

Außerdem gibt es ein auf der Spitze stehendes Dreieck, das nicht zufällig so aussieht wie das Schild „Vorfahrt achten“. Dann nämlich darf der Bus auch fahren, muss allerdings die Vorfahrt der anderen Verkehrsteilnehmer achten. Das nennen Busfahrer übrigens Permissivsignal.

Ampel

Farben, Balken und Buchstaben: Nach rechts darf der Bus fahren, nach links und geradeaus gibt es gleich freie Fahrt

Außerdem findet ihr häufiger ein K oder T in der Ampel. Das hat eine wichtige Funktion für den Fahrer. Das K sagt ihm: In drei Sekunden hast Du freie Fahrt. An der Eisenbahnstraße zum Beispiel kann er sich dann schon bereitmachen und losfahren, sobald er den passenden Balken sieht. Insbesondere dort nämlich, viele Stadtbuslinien durch eine Busspur müssen, ist es wichtig, dass der erste Bus schnell loskommt und es möglichst noch ein zweiter Bus über die Kreuzung schafft, denn sonst gibt’s schnell Rückstaus.

Ein T leuchtet auf, wenn die Ampel dem Bus freie Fahrt geben will. Dann muss der Fahrer den Fahrgastwechsel abschließen und die Türen schließen. Die Busfreigabe erfolgt dann automatisch drei Sekunden später. Bleiben die Türen auf, fällt die Ampelphase für den Bus aus. Daher können die Fahrer an solchen Kreuzungen häufig nicht mehr auf „Nachzügler“ warten, die auf den Bus zulaufen. Öffnet er seine Türen nochmal, ist die Freifahrt-Phase für den Bus weg und alle Busse dahinter verlieren Zeit.

Schleusen und Spuren

Busschleuse Preußenstadion

Am Preußenstadion nutzen die Busse eine Schleuse. Die rote Ampel stoppt die Autos, die Busampel signalisiert: „Freie Fahrt“ 

Besonders Sinn machen Busampeln immer dort, wo eine Busspur oder Haltestelle endet. Sie helfen dem Fahrer, sich möglichst reibungslos und schnell in den übrigen Verkehr einzuordnen. Ein besonderer Griff in die Trickkiste sind Busschleusen, wie es sie zum Beispiel am Preußenstadion in Richtung stadteinwärts gibt. Der Bus kommt dort über eine Busspur in Mittellage, also links von den Autos, angefahren. Etwa 30 Meter vor der Kreuzung hält eine normale Ampel die Autos an. Zeigt sie Rot, darf der Bus vor der Busspur aus zur Ampel direkt an der Kreuzung vorrücken und hat sich somit elegant vor die Autos geschoben.

Übrigens: Solche Tricks bevorzugen natürlich die Busse, davon profitieren aber auch die Autofahrer. Busampeln und Co. sorgen dafür, dass die Busse pünktlicher unterwegs sind und damit die Fahrgäste den Bus lieber nutzen. Würden die Fahrgäste stattdessen auf das Auto umsteigen, stünden alle länger vor der Ampel – denn dann wäre nicht ein 18 Meter langer Bus, sondern schnell 50 Autos zusätzlich unterwegs.

7 Kommentare

  1. Volker
    8. Juli 2022

    Regelmäßig grätschen Busse in den anfahrenden Verkehr am Bült, Richtung Theater, trotz verkertem Dreieck. Unangenehm für den Autofahrer.
    Noch viel unangenehmer ist es aber, links abzubiegen auf die Strasse Berliner Platz, von der Herwarthstr. kommend. Die Busse benutzen die rechte Spur um links abzubiegen, was mich letztens zum Stillstand mitten auf der Kreuzung zwang. Na schönen Dank.

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    • Florian Adler
      13. Juli 2022

      Hallo Volker, beim Dreieck müssen Busse an der Ampel Vorfahrt gewähren, das ist richtig. Allerdings müssen Autofahrer_innen gleichzeitig auch Busse von der Haltestelle abfahren lassen und dafür nötigenfalls auch stehenbleiben, siehe hier: https://www.stadtwerke-muenster.de/blog/verkehr/eine-bitte-lasst-unsere-busse-von-der-haltestelle-abfahren/

      An der Bahnhofstraße dürfen die Busse vorsichtig aus der rechten Spur nach links abbiegen, ordnen sich dann aber auch in der Bahnhofstraße rechts ein, um zu den Bussteigen zu kommen.

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    • Andi Wagner
      17. Juli 2022

      Lieber Volker,
      noch unangenehmer ist es, dass es in dieser „Stadt“ nicht möglich ist, den Bussen ein echtes grün (gerader oder vertikaler Balken) zu ermöglichen, weil die CDU geführte Verwaltung das nicht möchte. Auf diese Weise werden die Busse an allen möglichen Ampeln immer mit dem völlig sinnlosen Permissiv-Signal ausgebremst und müssen sich zwischen anfahrenden Autos ihren Weg zurück in die Fließverkehr suchen – DAS ist unangenehm, vorallem für die Busfahrer und die vielen Fahrgäste, die durch ihr umsichtiges und nachhaltiges Verhalten keine Vorteile haben. Richten Sie Ihren Unmut am besten an Herrn Lewe, der scheint mir der richtige Ansprechpartner für Sie zu sein.

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  2. Jens K.
    18. März 2019

    Interessant, dies bedeutet also zb. Am Bahnhof richtung Eisenbahnstr. missachten quasi alle Bussfahrer meine vorfahrt?
    Bahnhofstr. Kreuzung Urbanstrasseum genau zusein.
    Ich habe dort noch nie erlebt, das wenn ich grün habe mich die Busse, vorbei lassen, die rassen immer einfach rein in richtung Eisenbahnstr.

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    • Florian Adler
      20. März 2019

      Hallo Jens,

      wenn die Autofahrer-Ampel geradeaus grün ist, sollte für die Busfahrer das Permissivsignal geschaltet sein, also „Vorfahrt achten“. Das heißt, sie dürfen unter Beachtung des restlichen Verkehrs fahren. Wenn Du also nicht nur leicht abbremsen musstest, hätte der Busfahrer einen Fehler gemacht. Da die Busse sich in die Kfz-Spur einfädeln müssen, können sie dort allerdings kaum rasen, sondern müssen vorsichtig sein.

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  3. Ampelfreak
    5. September 2018

    Hab mich auf eine Ampel Tour in Münster schon gewundert, warum das K erst kurz vor der Freie Fahrt Phase aufleuchtete, hab mir dann auch gedacht, dass es ein Abfertigungssignal ist. In der Regel steht das K für Kontakt und bedeutet eigentlich nichts anderes wie das A. Allerdings ist Münster nicht die einzige die eine Anmeldungssignal als Abfertigungssignal verwendet.

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  4. Andi
    3. Januar 2016

    Erwähnenswert im Zusammenhang mit den erläuterten Lichtzeichen bleibt die Tatsache, dass an vielen Ampeln das Signal „vertikaler Balken“ zwar vorhanden ist, aber nie aufleuchtet. Stattdessen erscheint ohne zeitliche Vorteile für den Bus nur das „Permissivsignal“ (Dreieck), bei dem der Bus sich zwischen anfahrenden Autos unter z.T. riskanten Einfädelungsversuchen wieder in den Straßenverkehr integrieren soll. Warum aber erscheinen die Balkensignale an vielen Ampeln nicht, obwohl sie dort eingebaut wurden, z.B. am Albersloher Weg (stadteinwärts) Ecke Egbert-Snoek-Straße, Weseler Straße (stadtauswärts) in Höhe der WL-Bank, Steinfurter Straße (stadteinwärts) Ecke Wilhelmstraße oder Hammer Straße (stadteinwärts) in Höhe des Baumarktes? Weil es für die Autofahrer wenige Sekunden mehr Standzeit bedeuten würde, wenn der Bus seine Busspur oder seine Haltestelle sicher und ungehindert verlassen würde. Und diese Standzeiten zu Gunsten von stabilen Fahrzeiten für Busfahrgäste und einem Plus an Verkehrssicherheit sind in Münster leider nicht vorgesehen. Ganz im Gegenteil: Das obere Foto von der Busampel am Coesfelder Kreuz ist schon ein paar Jahre älter. Mittlerweile bestehen die Sondersignale nur noch aus zwei anstelle von drei abgebildeten Ampeln. Die Busampel für die linksabbiegenden Busse der Linie 4 wurde abgebaut und die Busse dieser Linie auf die Linksabbiegespur des Individualverkehrs verlegt. Dort brauchen sie seit der Verlegung nun erheblich mehr Fahrzeit. Außerdem müssen Fahrgäste, die am Coesfelder Kreuz in diese Linie ein- oder umsteigen zusätzlich über zwei Ampeln laufen, um an die seinerzeit neu eingerichtete Haltestelle auf dem Orleans-Ring zu gelangen, während alle anderen Linien die Haltestelle gegenüber der Mensa ansteuern. Denn so, wie auf dem Foto abgebildet, hätte die Ampel für linksabbiegende Busse dreimal in der Stunde für 5 Sekunden zusätzlich grün zeigen müssen, was zu zusätzlichen Standzeiten von insgesamt bis zu 30 Sekunden pro Stunde für die Autofahrer bedeutet hätte. Solche Maßnahmen bedürfen keines weiteren Kommentars, sondern sprechen für sich. Sie sollten aber im Zusammenhang mit diesem Blogartikel erwähnt werden. Ebenso zu nennen ist, dass es sich negativ auf die Verkehrssicherheit auswirkt, wenn Busse aus ihren Spuren ausscheren und lieber die Ampeln des Individualverkehrs nutzen, da sie dort manchmal schneller sind als an ihren Sondersignalen, z.B. am Coesfelder Kreuz in Richtung Universitätsklinikum. Würden die Busse auf ihrer Spur verbleiben, bräuchten sie aufgrund der nicht vorhandenen Ampelbevorrechtigung deutlich länger und würden weitere Busse hinter sich blockieren. Also scheren einige von ihnen lieber über mehrere Fahrspuren aus und ordnen sich auf einer der Linksabbiegespuren des Individualverkehrs ein. Die Verkehrssicherheit wird durch solche Maßnahmen sicherlich nicht gefördert, bleiben jedoch bei etwaigen Planungen durch Stadt- und „Verkehrsplaner“ nicht aus.
    Die im Blog genannten Busschleusen als „besonderer Griff in die Trickkiste“ wurden im Stadtgebiet leider teilweise wieder abgebaut (z.B. in Hiltrup Marktallee – Ecke Glasuritstraße oder Am Berg Fidel – Ecke Hammer Straße) oder können gar nicht beeinflusst werden, wie auf dem Foto zu sehen ist. Die Beeinflussung so, wie abgebildet, funktioniert im Stadtgebiet nur und ausschließlich an der Hammer Straße in Höhe des Preußenstadions.
    In anderen Städten funktioniert moderne Nahverkehrssteuerung im Übrigen so, dass viele Ampeln ein zusätzliches „A“ haben, um der Stadtbahn oder dem Stadtbus eine erfolgreiche Anmeldung für eine Bevorrechtigung an der Ampel zurückzumelden. Nähert sich ein Bus oder eine Bahn der Ampel, so leuchtet das „A“ auf und schaltet unmittelbar oder an Haltestellen kurze Zeit später eine Grünphase frei. Nach dem Passieren der Ampel erlischt das „A“ und die Ampel folgt unter evtl. zeitlichem Ausgleich für länger wartende Fahrzeuge des Individualverkehrs dem normalen Programm.
    Schade, dass man in dieser Stadt in Sachen Verkehrsplanung aus den Fehlern der Vergangenheit bis heute nichts gelernt hat.

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