Haltestellennamen: Was hat das Kuhviertel eigentlich mit Kühen zu tun?

Veröffentlicht von am 23.08.2017 (2 Kommentare)
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Über 550 Haltestellennamen gibt es in Münster – und so mancher hat sich sicherlich schon gefragt, was eigentlich der Name „seiner“ Stammhaltestelle bedeutet. In dieser Serie erklären wir die Herkunft der Namen und – wenn es sie gibt – weitere Besonderheiten der Haltestelle.

Wie ihr bestimmt wisst, teilt sich das schöne Münster in mehrere Innenstadtviertel auf. Geist-, Hansa-, Süd- und Kreuzviertel sind einige von ihnen, die euch gewiss geläufig sind. Doch in diesem Blog-Eintrag steht ein anderer Stadtteil im Mittelpunkt: Es soll sich alles um das Kuhviertel drehen, dem die dazugehörige Haltestelle seinen Namen verdankt. Beim Aussteigen aus dem Bus habe ich mich schon häufiger gefragt, wieso die Haltestelle heißt, wie sie heißt und was das kleine Viertel mit den grasfressenden Wiederkäuern zu tun hat. Und ich dachte mir, vielleicht geht es dem einen oder anderen von Euch genauso. Deshalb nun die erleuchtende Erklärung – von Annabelle Hopp

Was bedeutet der Name?

An der Haltestelle Kuhviertel hält die N85 auf dem Weg nach Gievenbeck und Nienberge

Das Kuhviertel wird eingegrenzt von der Münzstraße, der Überwasserkirche, der Frauenstraße und dem Schlossplatz. Es handelt sich also um ein recht kleines Stadtgebiet. „Schuld“ an der Namensgebung des Viertels trägt die in der Nähe der Bushaltestelle liegende Kuhstraße.

Ohne Euch an dieser Stelle enttäuschen zu wollen, ist der Ursprung des Namens recht unspektakulär: Es wird vermutet, dass die Straße zur Zeit des Mittelalters den Ackerbürgern dazu diente, ihre Kühe auf die Weide zu treiben. Bei Ackerbürgern handelte es sich um Stadtbewohner mit Bürgereigenschaft, die Landwirtschaft außerhalb der Stadt betrieben. Das Kopfzerbrechen hat ein Ende: Der Haltestellenname hat tatsächlich etwas mit Kühen zu tun.

Hinter der Haltestelle steht ein öffentliches Buchregal

Im 19. Jahrhundert war der Stadtteil übrigens als Ganovenviertel bekannt, in welchem größtenteils soziale „Randgruppen“ lebten. Gesprochen wurde dort hauptsächlich Masematte. Neben Hochdeutsch und westfälischem Platt, entstand Masematte als dritte Sprache des Münsterlandes.

Für die waschechten Münsteraner unter Euch, dürfte zum Beispiel das Wort „Leeze“ (für das hochdeutsche Wort „Fahrrad“) ein Begriff sein.

 Was gibt es sonst noch zu wissen?  

Die Kreuzstraße mit ihren Studentenkneipen liegt direkt an der Haltestelle. (Foto: Hajotthu, Lizenz: CC-by 3.0)

Heute ist das Kuhviertel vor allem bekannt für seine bunte Kneipenszene. Die Haltestelle mittendrin wird übrigens nur noch vom Münster-Touristen-Bus angefahren. Die Linien 5 und N85 führen seit April 2019 in beiden Richtungen nördlich am Kuhviertel vorbei. Sie halten an der Münzstraße zwischen Jüdefelder- und Kreuzstraße, wo Ihr Euch in zahlreichen Restaurants und Bars tummeln könnt.

Schon gewusst? Direkt hinter der Haltestelle steht ein öffentliches Buchregal, in dem ihr etwas zum Schmökern findet oder eure alten Bücher ein neues Zuhause finden können!

Wenn wir uns übrigens schon mit Tiernamen beschäftigen, dann sollten zum Schluss die Gorilla-Bar und die Gaststätte Ziege nicht unerwähnt bleiben. Woher diese Namen wohl kommen? Vielleicht trieben die Ackerbürger damals auch Ziegen und Gorillas zusammen mit den Kühen auf die Weiden, wer weiß.

Doch Spaß beiseite: Wer sich gerne noch näher über das Kuhviertel informieren möchte, dem empfehle ich auf der folgenden Seite vorbeizuschauen: www.sto-ms.de/bildgeschichte/kuhviertel

2 Kommentare

  1. Ludger
    25. August 2017

    Soweit mir bekannt ist, war das „Ganovenviertel“ das Hansaviertel „Klein Muffi“.
    Von dort soll auch die Masematte kommen.
    Wer weiß da mehr ?

    Antworten
    • Florian Adler
      25. August 2017

      Hallo Ludger,

      Masematte wurde in mehreren Vierteln gesprochen, in denen vor allem arme Menschen lebten (Wikipedia spricht von den „Elendsvierteln Kuhviertel, Sonnenstraßenviertel, Pluggendorf und „Klein-Muffi“ (Herz-Jesu-Viertel)“. Aus dem Kuhviertel stammt auch der damals bekannte Spruch „Tasche, Brink und Ribbergasse – Messerstecher erster Klasse“. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese Straßenzüge allerdings zerstört, so dass es sie heute nicht mehr gibt.

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