Haltestellennamen: Warum wiehern an der Alten Reitbahn keine Pferde?

Veröffentlicht von am 07.08.2019 (4 Kommentare)
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Über 550 Haltestellennamen gibt es in Münster – und so mancher hat sich sicherlich schon gefragt, was eigentlich der Name „seiner“ Stammhaltestelle bedeutet. In dieser losen Serie erklären wir die Herkunft der Namen und – wenn es sie gibt – weitere Besonderheiten der Haltestelle.

An der Alten Reitbahn wiehern schon lange keine Pferde mehr. Aber woher kommt der Name? 

Hier liegt die Haltestelle

Die Reitbahn lag fast direkt hinter der heutigen Haltestelle

Die Haltestelle Alte Reitbahn liegt an der Hammer Straße zwischen Hiltrup und der Innenstadt auf Höhe des Stadtteils Berg Fidel. Hier halten die Linien 1 und 9. Nachts wird die Haltestelle nicht angefahren, die N82 biegt kurz vorher auf die Trauttmansdorffstraße ab und dreht eine Runde durch Berg Fidel, bevor sie wieder auf die Hammer Straße zurückkehrt. Nur wenige Haltestellen weiter liegt übrigens der Alte Schützenhof

Während auf der stadteinwärtigen Seite mit einem großen Fitnessstudio, Getränkelhandel und weiteren Geschäften Bebauung vorhanden ist, liegt auf der anderen Seite zwischen der Haltestelle Alte Reitbahn und Berg Fidel eine große Grünfläche. Vielleicht ist das ja bereits ein Hinweis auf den Ursprung?

Daher kommt der Name

An der Haltestelle steht eine spezielle Busampel mit Permissivsignal

Tatsächlich lag in der Venner Heide ab 1890 die Pferderennbahn des Westfälischen Reitvereins – immerhin der älteste Reitervereins Deutschlands. Von einem Provisorium in der Loddenheide zog der Verein damals auf die neue Rennbahn um und veranstaltete mehrere große Turniere pro Jahr. Auch kaiserlichen Besuch hatte Münster auf der Rennbahn, als dort 1907 eine große Parade für Kaiser Wilhelm II. stattfand. 

Zwischen der heutigen Wiese und den Bahnschienen der Güter-Umgehung befand sich lange Jahre die Rennbahn.

Stadtarchiv Münster: Kriegsgefangenenlager II auf der Rennbahn

Im Ersten Weltkrieg wurde dort ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, im Oktober 1914 wurden die ersten 2000 Gefangenen ins Lager Rennbahn um, insgesamt war Platz für 10.000 Menschen. Die Kriegsgefangenen mussten in Arbeitskommandos in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, sie wurden zum Beispiel zum Koksschaufeln, für Erdarbeiten und in der Landwirtschaft eingesetzt. 300 Kriegsgefangene aus dem Lager Rennbahn bauten mit an einer 37 Kilometer langen Gasfernleitung zur Kokerei Radbod bei Hamm, die die Energieversorgung der wachsenden Stadt Münster sicherstellen sollte. Nach Ende des Ersten Weltkriegs begann am 20. November 1918 der Rücktransport der Kriegsgefangenen in ihre Heimatländer. Das Lager Rennbahn war am 4. Januar 1919 vollständig geräumt. Danach wurde es bis 1920 als „Heimkehrer-Lager“ für deutsche Soldaten genutzt. Ein Brand zerstörte das Lager am 7. November 1920.

Den Westfälischen Reiterverein allerdings gibt es noch immer: er trägt unter anderem das Turnier der Sieger aus – nicht mehr vor der Toren der Stadt in der Vennheide, sondern mittendrin, auf dem Schlossplatz

 

4 Kommentare

  1. Martin Wolny
    25. März 2022

    „Blitzdorf“ im Flüsseviertel erhielt seinen Spitznamen, weil dort viele Straßenbahner mit dem Blitz auf der Uniform wohnten. Es blieb letztlich ein Spitzname, der wohl auch heute nicht ohne weiteres zur Benennung einer Bushaltestelle herangezogen würde.

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  2. Matthias
    18. November 2019

    Es ist schon schade, dass der Haltestellenname NIENKAMP im Zuge der Neuführung der Linie 17 aufgegeben wurde, obwohl es ein gleichnamiges Gewerbegebiet gibt und die neue 17 ja mit den Worten eingeführt wurde: Sie verbindet das Zentrum Nord mit dem Gewerbegebiet Nienkamp.

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  3. Rudolf Hölmet
    17. August 2019

    Guten Tag,
    warum gibt es die Haltestelle „Blitzdorf“ (am Schifffahrten Damm) nicht mehr.
    Gruß
    R.Hölmer

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    • Florian Adler
      19. August 2019

      Hallo,

      das muss aber schon lange her sein. Selbst in Fahrplanbüchern aus den 1960er Jahren gab es dort nur die Haltestellen Elbestraße und Saarstraße, an denen die Linien 15 und später auch für Fahrten nach Südmühle die Linie 29 hielt. Eine eigene Haltestelle „Blitzdorf“ habe ich nicht gefunden.

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