Für neue E-Busse wird der Betriebshof elektrisch

Veröffentlicht von am 28.08.2018 (3 Kommentare)
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Der neue E-Bus in der Seitenansicht (Foto von unserem Fahrer Thomas Marlie)

Seit drei Jahren haben wir nun die ersten Elektrobusse im Einsatz. In dieser Zeit haben wir viel erprobt und auch geändert, viel mit dem Hersteller VDL zusammen verbessert – und dabei auch schon jede Menge Diesel gespart. Nun ist es so weit: Wir bekommen fünf neue E-Busse der nächsten Generation, die deutlich ausgereifter sind als die Vorserienfahrzeuge, die es noch 2015 gab.

Das heißt aber auch: Unser Betriebshof muss so ausgerüstet werden, dass in Zukunft immer mehr E-Busse dort ihre Batterien aufladen können. Auch das gehen wir nun an. Alle Änderungen erklären wir hier.

100 E-Busse bis 2030

Einer von 100 E-Busse, die bis 2030 fahren sollen.

Das ist unser Ziel: bis 2030 möchten wir 100 E-Busse durch Münster fahren lassen. Dabei bleiben wir unserer Strategie aus Dieselbus-Zeiten treu und schaffen jedes Jahr einige neue E-Busse an, vergrößern unsere Flotte so Schritt für Schritt. Der Vorteil: Wir profitieren jedes Jahr von verbesserter Technik. Denn sogar die schon sehr ausgereiften Dieselbusse werden immer noch ein Stückchen weiterentwickelt. Das gilt für die noch neue E-Bus-Technik umso mehr. 

Dabei setzen wir auch auf unterschiedliche Technologien. Während für kürzere Linien weiterhin Busse mit Batterie geplant sind, sollen für längere Gelenkbus-Linien auch Busse mit Brennstoffzelle und Wasserstofftank kommen, wie wir sie kürzlich schon ausgiebig getestet haben. Mit elektrischen Gelenkzügen planen wir allerdings erstmals ab 2019, bisher sind alle unsere Elektrobusse Solowagen. 

Von außen kaum zu unterscheiden: Alt neben neu.

In diesem Jahr bekommen wir sowohl Batterie- als auch Brennstoffzellen-Busse. Die fünf neue Busse mit Batterie, die ihr hier auf den Bildern seht, fahren bereits. Durch größere Batterien wächst auch die Reichweite, von rund 50 Kilometer bei den ersten Bussen aus 2015 auf nun 120 Kilometer. Das entspricht einer halben Tagesfahrleistung, eine Nachladung ist also nicht mehr nach jeder zweiten Fahrt nötig (aber möglich, da es batterieschonender ist, als sie komplett leer zu fahren und erst dann aufzuladen).

Neben unserer E-Bus-Linie 14, auf der sie schwerpunktmäßig fahren sollen, werden auch auf anderen Linien Elektrobusse zu sehen sein. Davon profitieren übrigens nicht nur die Fahrgäste, sondern besonders auch die Anwohner, die den leisen Antrieb zu schätzen wissen. Derzeit werten wir die Erfahrungen der ersten Woche Betrieb aus, sobald das geschehen ist, lässt sich mehr über weitere Einsätze sagen. Zwei neue E-Busse mit Brennstoffzelle übrigens kommen dann im Herbst. 

Blick in den E-Bus

Von außen sind die neuen von den alten Bussen kaum zu unterscheiden. Der Pantograf, über den die Busse ihre Batterien aufladen, sitzt etwas weiter vorn, die Batterien sind außerdem auf das Busdach gewandert. Dadurch ist im Bus noch etwas Platz für Fahrgäste hinzugekommen. Damit das Dach die zusätzliche Last aufnehmen kann, gibt es zusätzliche Stützen hinter der zweiten Tür. Achtet mal drauf, wenn ihr mitfahrt! Am einfachsten erkennt ihr die neuen Busse an den Wagennummern: sie sind mit 1861 bis 1866 auf Scheibe und Nummernschild unterwegs. 

Wer mitfahren möchte, sieht übrigens in unserem Service FIS2go ganz einfach, ob eine Fahrt von einem Elektrobus durchgeführt wird. Achtet einfach auf das Steckersymbol neben der Liniennummer, zum Beispiel bei den Abfahrten am Hauptbahnhof in Richtung Zoo: www.stadtwerke-muenster.de/fis/4100002 

Der Betriebshof wird elektrisch

In den Strängen 27 bis 29 laden die alten (links) und neuen (rechts) E-Busse zukünftig jede Nacht.

Noch ist unser Betriebshof auf Dieselbusse ausgerichtet. Von den 120 Bussen fahren eben die meisten noch mit fossilen Kraftstoffen. So ist der Tankprozess auf Diesel und den Zusatzstoff Adblue, der die Abgase reinigt, ausgerichtet. Unsere ersten Elektrobusse müssen noch buchstäblich über Nacht an die Steckdose, damit sie morgens vollgeladen ausfahren können.

Wenn in einigen Jahren 30 oder 40 E-Busse aufgeladen werden müssen, funktioniert das nicht mehr. Dann muss das Laden kabellos und per Knopfdruck ablaufen. Das Thema gehen wir schon heute an.

Noch stehen meist Dieselbussen in den Strängen. Damit sich das ändert, werben wir Fördergelder ein.

Unsere großen Wagenhallen sind in Stränge aufgeteilt, in die je vier Gelenk- oder sechs Solobusse passen. In Zukunft wird es Elektrostränge geben, in denen ähnliche Ladestationen wie an den Haltestellen unter der Decke hängen. In einem ersten Schritt sollen 24 Ladepunkte geschaffen werden, an denen dann 40 Busse pro Nacht laden können. 24 für 40 – das passt nicht ganz? Stimmt: Nachts müssen die Busse dann im Zuge der sowieso stattfindenden Reinigung einmal umgeparkt werden. Lest hier, was ein Bus eigentlich nachts macht.

Die Kosten dafür – wir rechnen mit immerhin 1,35 Mio Euro – werden übrigens zu 90 Prozent vom Land NRW gefördert. Hier zahlt sich aus, dass wir schon viele Erfahrungen mit E-Bussen gemacht haben und daher früher wissen, welche Investitionen nötig sind – und was auch überflüssig ist. Auch für die Busse sind Fördergelder des Landes geflossen. 

Los geht die nächste E-Bus-Fahrt

Wenn Mitte der 20er Jahre vielleicht schon 70 E-Busse bei uns stehen, reicht auch das nicht mehr aus. Daher denken wir schon über weitere Ladepunkte nach. Dabei kommt es nicht nur auf die Ladepunkte an. Wir müssen auch darauf achten, dass das Stromnetz auf dem Betriebshof die Leistung für so viele E-Busse auch verkraftet. Dabei kommt natürlich auch zukünftig nur Ökostrom zum Einsatz – von der Photovoltaikanlage auf dem Dach der Wagenhalle oder aus dem Netz. Gut, dass wir nicht nur von Bussen, sondern auch von Energie so einiges verstehen… 

 

 

3 Kommentare

  1. Dietmar Klaus
    28. August 2018

    Schöner Artikel und einige Fragen:
    1. Ich sehe bisher nur 12 m-Solowagen. Auf vielen Linien fahren Gelenkwagen. Wie sieht es da mit E-Bussen aus?
    2. Muss man zum Laden andere Umläufe planen und braucht dann mehr E-Busse als als Diesel-Busse.
    3. Wie rechnen sich die Investitionen, falls schon in kurzer Zeit die „Reise“ Richtung Wasserstoffbus geht?
    4. Hat die Rösnerstr. eine eigene Trafostation, denn mit ein paar zusätzlichen Leitungen für die Ladeströme ist es ja nicht getan?
    5. Ist auf den schon jetzt überlasteten Linien der Kauf von z.B. MB Capacity geplant, und gibt es sowas als Elekto- oder Wasserstoffbus?
    6. Wird es evtl. irgendwann doch eine Straßenbahn- oder Tram-Bahnlinie geben, die entweder mit einer Oberleitung oder als Akku-Bahn fahren?

    Freundliche Grüße
    Dietmar Klaus

    Antworten
    • Florian Adler
      29. August 2018

      Dann gibt es dazu einige Antworten:
      1) Im nächsten Jahr wollen wir erstmals Elektro-Gelenkzüge beschaffen
      2) Das Laden dauert an den Schnellladestationen auf der Linie 14 nur wenige (5 – 10) Minuten. Das ist in der Regel in der normalen Wendezeit hinzubekommen. Mit steigenden Kapazitäten nimmt die Abhängig vom Laden zudem stetig ab. Trotzdem müssen die Umläufe natürlich so passen, dass eine Station erreicht wird.
      3) Die E-Busse fahren ja trotzdem weiter. Wir beschaffen jedes Jahr nur einige neue Busse, so dass wir bei Technologiesprüngen immer up-to-date sind. Aktuell ist geplant, Wasserstoff vor allem für lange Linien einzusetzen.
      4) Wir haben vorerst genug Leistung auf dem Betriebshof, um 40 oder 50 Busse langsam (um 100 kW) laden zu können. Möglicherweise benötigen wir für mehr noch einen zusätzlichen Anschluss (das ist aber machbar)
      5) Den Capacity gibt es momentan soweit ich weiß noch nicht elektrisch.
      6) Irgendwann? Vielleicht. Zeitnah ist ein Straßenbahnnetz aufgrund der Kosten und der Bauzeit aber eher unwahrscheinlich.

      Antworten
      • Dietmar Klaus
        29. August 2018

        Da kann ich nur vielen Dank für die ausführlichen Antworten sagen!

        Antworten

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