Busfahren leicht gemacht, Teil 3: Barrierefreies Busfahren

Veröffentlicht von am 08.01.2016 (13 Kommentare)
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Mit dem Bus sind Menschen mit Rollstuhl oder Rollator mobil

Busfahren – das kann doch jeder! Oder? In dieser Serie erklären wir Situationen, die regelmäßig zu Missverständnissen führen und dann zu Beschwerden werden. Deswegen geben wir Euch einige Tipps, die das Busfahren leichter machen.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erhöhen mobil eingeschränkte Personen – egal ob das behinderte Menschen sind, die im Rollstuhl sitzen, Eltern mit Kinderwagen, alte Menschen mit Rollator oder junge mit gebrochenem Bein – ihre Reichweite und führen damit ein selbstbestimmteres Leben. Darum sind wir immer bemüht, das Busfahren in Münster so barrierefrei wie möglich zu machen. Das fängt schon beim Einsteigen an und geht über genug Platz im Bus bis hin zu gut ausgebildeten Fahrern.

Im Bus: Stellflächen und Kneeling

Stellfläche Drei

Statt Sitzen ist hier Platz für Rollstühle

Alle Busse in Münster sind Niederflur-Fahrzeuge. Das heißt, dass der Boden besonders tief liegt und insbesondere keine Treppen hinter der Tür warten. Das ist besonders wichtig, damit mobilitätseingeschränkte Personen mit Rollstuhl, Kinderwagen, Rollator oder Krücken gut in den Bus kommen.

Damit sie im Bus Platz finden, kaufen wir Busse schon seit fast zehn Jahren mit zwei Stellflächen im Bereich der zweiten Tür. Bei unseren neuen Bussen aus dem letzten Jahr gibt es sogar noch eine dritte Stellfläche im Bereich von Tür 3. Das ist praktisch, wenn viele Eltern mit Kinderwagen oder auch Fahrgäste mit dem Fahrrad in den Bus wollen. Übrigens: Auch E-Scooter können bei uns mitfahren, wenn der Nutzer unter Beweis gestellt hat, dass er sein Gefährt sicher beherrscht und die Abmaße stimmen.

Kneeling

Der Bus senkt sich an der Haltestelle um etwa 8 cm ab.

Wer mit Kinderwagen oder Rollator einsteigen möchte, der weiß eine Funktion besonders zu schätzen: Das so genannte Kneeling. Wörtlich heißt das „in die Knie gehen“ – und das tut der Bus auch. Druckluftbetrieben kann er sich an der Haltestelle um bis zu 8 cm auf die Seite legen und damit den Höhenunterschied zwischen Bordstein und Bus noch weiter reduzieren. Im Innenstadtbereich, wo immer viele Fahrgäste ein- und aussteigen, soll der Bus an jeder Haltestelle abgesenkt werden. Außerhalb macht der Fahrer das bei Bedarf. Hier können Sie ihm helfen, indem Sie rechtzeitig um das Absenken des Busses bitten. Extra für diese Funktion hat der Bus übrigens einen Drucklufttank, über den der Bus abgesenkt und wieder angehoben wird. Das hört man auch, denn wenn sich der Bus neigt, zischt es.

Besonders für Rollstuhlfahrer ist der Bus eine wichtige Hilfe, um auch größere Strecken schnell zurücklegen zu können. Daher schulen wir unsere Fahrerinnen und Fahrer besonders, um den bestmöglichen Service zu bieten. Das fängt schon beim Heranfahren an die Haltestelle an. Damit der Rollstuhlfahrer problemlos einsteigen kann, achten die Fahrer besonders auf die Anfahrt an die Haltestelle. Dazu gehört, den Bus gerade und dicht an den Bordstein zu stellen. Das ist nicht immer ganz leicht, denn damit der 18 Meter lange Bus gerade in eine Haltestelle hereinfahren kann, braucht er ein Mehrfaches an Platz. Ein Falschparker im Bereich der Haltestelle stört da schnell und erschwert behinderten Menschen das Einsteigen unnötig.

Die Klapprampe

Wir freuen uns, wenn Fahrgäste die Rampe für Rollstuhlfahrer ausklappen.

Von außen lässt sich Rampe ganz leicht klappen.

Alle unsere Busse sind mit einer Rampe ausgerüstet, über die Rollstühle in den Bus kommen. Sie befindet sich an der zweiten Einstiegstür. Das Ausklappen geht ganz leicht per Hand. Einfach von außen an den Griff fassen, die Rampe hochziehen und einmal umklappen. Wir freuen uns sehr, wenn Fahrgäste das an der Haltestelle übernehmen, denn das spart Zeit und verhindert Verspätungen. Sollte niemand dazu bereit sein, hilft selbstverständlich der Fahrer, nachdem alle Fahrgäste eingestiegen sind.

Das Zuklappen geht genau so einfach: Die Rampe von außen an der Kante anheben, wieder umklappen und sanft in den Bus fallen lassen, sobald keiner mehr im Bereich der Tür steht. Ein Tipp für alle, die auf die Rampe angewiesen sind: Wer dem Fahrer nach dem Einsteig schon sagt, wo er raus möchte, der hilft ihm, den Bus besonders sorgfältig an die Haltestelle zu fahren.

Barrierefreie Haltestellen

Busse und Haltestellen sind auf fast auf gleicher Höhe.

Busse und Haltestellen sind auf fast auf gleicher Höhe.

Nicht nur im Fahrzeug gibt es viele Möglichkeiten, mobilitätseingeschränkten Menschen die Fahrt etwas leichter zu machen. Auch die Haltestellen spielen eine wichtige Rolle. Um den Höhenunterschied zwischen Haltestelle und Bus weiter zu verringern, haben bereits 515 von 1100 Haltestellen im Stadtgebiet einen auf 16 cm erhöhten Bordstein und speziellem, weißem Bordsteinrand. Zusammen mit dem Absenken der Busse entsteht so ein fast ebenerdiger Einstieg.

Die Stadt Münster baut übrigens jedes Jahr weitere Haltestellen mit dem Hochbord und teils auch mit taktilen Leitlinien aus. Blinde und sehbehinderte Personen werden über die Rippen und Noppen in den Gehwegplatten direkt zum Einstieg geleitet. Die Reihenfolge beim Ausbau richtet sich vor allem nach der Zahl der ein- und aussteigenden Fahrgäste einer Haltestelle.

 

13 Kommentare

  1. Günther W
    13. Juli 2019

    Hallo,

    Ich fahre schon über 40 Jahre Bus und ich finde Münster hat sich immer Mühe gegeben und ist auch mit den Verbindungen Klasse. Seit ein paar Jahre bin ich körperlich auch eingeschränkt aber die Busse die ich nutze fahren immer so nah dran wie es geht!! Vielleicht hab ich Glück mit der Linie aber ich kenne andere Städte da ist das Busfahrer nicht so angenehm!! Ich finde nur der Preis ist jetzt nicht mehr günstig!! Viele Autofahrer die ich kenne fahren jetzt lieber mit dem Auto als wie früher mit dem Bus. Einzelticket sind echt sehr teuer und Leute die selten Busfahrer legen sich kein Abo zu auch nicht die 90 Min Karte. Wo der Fahrpreis noch enden soll wenn es so weiter geht möchte ich nicht wissen aber die Städte werden so kaum Sauberer bei diesen Preisen, ok ich habe jetzt die Möglichkeit umsonst zu fahren aber das hilft viele andere nicht!! Irgendwie sollte es doch einen Weg geben die Fahrten wieder billiger zu kriegen soll doch die Stadt Münster was dazu geben bevor es in Münster bald auch Fahrverbote geben wird. Mit freundlichen Grüßen Günther

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    • Florian Adler
      15. Juli 2019

      Hallo Günther W.,

      es freut mich, dass das Busfahren auch mit körperlicher Einschränkungen gut klappt. Beim Preis ist es so, dass wir damit immer nur einen Teil der steigenden Kosten abfangen müssen. Wir schießen dem Busverkehr schon viel Geld zu – rund 14 Mio Euro jedes Jahr – und müssen daher auch darauf achten, dass wir uns den Busverkehr noch leisten können. Möglicherweise wird in Zukunft eine weitere Finanzierungsquelle notwendig werden neben Ticketeinnahmen und geplantem Verlust.

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  2. Jutta Sanow
    7. April 2017

    Meine 80 jährige Mutter die am Rolator läuft erzählt ständig von ihren Schwierigkeiten beim Bus fahren ( Linin 1,5,9 ) . Die Fahrer fahren in den seltensten Fällen so an dem Bordstein das ältere oder behinderte bequem aussteigen können . Da haben wohl die meisten Fahrer die Schulung verpasst. Auch muss sie aufpassen das sie nicht zwischen die Tür kommt da die Fahrer oft nicht drauf achten und voreilig die Tür zu früh schließen. Bei den Fahrpreisen heute könnte man zumindest hoffen das ein bischen besser auf die Sicherheit der Fahrgäste geachtet wird. Sicher trifft das nicht auf alle Fahrer zu aber leider auf mehrere.

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    • Florian Adler
      10. April 2017

      Guten Tag Frau Sanow,

      das soll so auf keinen Fall sein. Besonders leid tut mir die Beobachtung Ihrer Mutter, weil ich persönlich es überwiegend anders erlebe. Damit wir konkret mit den Fahrern sprechen können, bei denen Ihre Mutter schlechte Erfahrungen gemacht hat, würden wir uns freuen, wenn Sie und konkrete Fahrtdaten geben könnten. Unter http://www.stadtwerke-muenster.de/lob-tadel-busverkehr kommen diese direkt zur Fahrtdienstleitung.

      Gerade weil uns die Sicherheit aller Fahrgäste sehr am Herzen liegt (und vor Schnelligkeit und sogar Pünktlichkeit geht), gehen wir jedem Hinweis nach, den wir bekommen. Zur normalen Schulung gehören Inhalte rund um Absenken, an den Bordstein fahren und der Blick auf die beiden vorderen Türen vor dem Schließen ohnehin, müssen dann bei einigen Fahrern aber noch einmal erklärt werden.

      Viele Grüße

      Florian Adler

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  3. Fahrgast mit Rollstuhl
    8. März 2016

    Dass die meisten Fahrer die Haltestellen nicht ordentlich anfahren, kann ich als regelmäßiger Stadtbusnutzer mit Rollstuhl nicht bestätigen.
    Und nein, ich arbeite nicht bei den Stadtwerken und schreibe dies auch nicht, weil ich dafür Geld bekomme! 45-50 cm Abstand zum Bordstein erlebe ich selten. Wie das bei Gelenkbussen an der hintersten Hintertür aussieht, kann ich nicht sagen – denn da komme ich mit Rollstuhl nicht hin. Die mittlere Tür ist im Regelfall aber relativ nah am Bordstein.
    Was mir zu diesem Blogeintrag noch einfällt:
    Fahrgäste sind, was das Bedienen der Rampe betrifft, oft verunsichert. Schließlich ist das ein Teil der Fahrzeugausstattung. „Darf ich da da einfach dran ziehen oder muss das der Fahrer machen?“ heißt es dann gerne mal. Vielleicht könnte man dort durch geschickt platzierte Hinsweisschilder Klarheit schaffen…
    Die Haltewunschknöpfe bzw. Sensoren, die sich an den Stellflächen befinden, lösen beim Fahrer vorne am Armaturenbrett ein Sondersignal aus. Meistens ist das ein Rollstuhl- oder Kinderwagensymbol. Eigentlich eine gute Sache – so weiß der Fahrer, dass jemand mit Rollstuhl oder vielleicht auch Rolator aussteigen möchte.
    Erfahrungsgemäß nehmen die Fahrer das oft nicht wahr, weil unwissende Fahrgäste dort regelmäßig draufdrücken und die Fahrer dieses Sondersignal dann ständig sehen.
    Teilweise lösen auch die Haltewunschknöpfe an den vorderen Vierer-Sitzen dieses Sondersignal aus.
    Könnte man nicht vielleicht besser Sensoren an den Stellflächen platzieren, die auf einen Chip reagieren, der dort vorgehalten wird, den nur Leute mit Mobilitätseinschränkung ausgehändigt bekommen? Dann würde das Sondersignal beim Fahrer nur noch dann aufleuchten, wenn tatsächlich jemand mit Mobilitätseinschränkung aussteigen möchte…

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    • Florian Adler
      9. März 2016

      Hallo,

      Es freut mich, dass das Busfahren mit Rollstuhl so gut klappt. Zur Rampe sollen in Kürze Informationen auf den TFT-Bildschirmen kommen, auch, dass jeder Fahrgast sie gern ein- und zuklappen darf. Und zu den blauen Halteknöpfen haben wir gerade für diese Woche einen Blog-Artikel vorgesehen, der erklärt, was die anders machen. Vielleicht hilft das schon etwas, um Fahrgästen ohne Mobilitätseinschränkung zu erklären, den Knopf bitte nicht zum „normalen“ Aussteigen zu verwenden.

      Die Lösung per Chip wäre wohl sehr aufwendig umzusetzen, besonders auch die Verteilung der Karte an alle Berechtigten.

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  4. Herbert Z.
    18. Januar 2016

    Zitat: „Ganz klar: Das soll nicht passieren. Wenn die Haltestelle frei ist (wie schon im Text geschrieben, kann ein Falschparker auch 30 oder 40 Meter vor der Haltestelle ein Problem sein), muss der Fahrer den Bus auch direkt an den Bordstein fahren.

    Wir gehen dem gern nach und sprechen mit dem Fahrer, wenn wir konkrete Fahrtdaten bekommen: http://www.stadtwderke-muenster.de/lob-tadel-busverkehr.“

    Wieso 30-40m?

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    • Florian Adler
      22. Januar 2016

      Wenn ein Gelenkzug kurz vor der Haltestelle in die Gegenspur muss, um an einem Falschparker vorbeizufahren, dann fährt er die Haltestelle aus einem anderen Winkel an und braucht mehr Platz, um den Bus und insbesondere den Nachläufer (so heißt der Teil hinter dem Gelenk) gerade an den Bordstein zu stellen. Dann ist der Abstand zwischen Bus und Bordstein höher und das aussteigen zum Beispiel für ältere oder gehbehinderte Menschen schwieriger.

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  5. Thomas Igl
    9. Januar 2016

    Was nutzt ein Niederflurbus wenn der Busfahrt die Haltestelle nicht ordentlich anfährt? Nicht die 40 bis 50 cm muss ich als Gehbehinderter erst mal überwinden um aus den Bus zu kommen, und das passiert öfter als mir lieb ist. Euren Fahrern sind die Fahrgäste doch eh egal, egal wer einsteigt. MFG Thomas Igl

    Antworten
    • Florian Adler
      11. Januar 2016

      Ganz klar: Das soll nicht passieren. Wenn die Haltestelle frei ist (wie schon im Text geschrieben, kann ein Falschparker auch 30 oder 40 Meter vor der Haltestelle ein Problem sein), muss der Fahrer den Bus auch direkt an den Bordstein fahren.

      Wir gehen dem gern nach und sprechen mit dem Fahrer, wenn wir konkrete Fahrtdaten bekommen: http://www.stadtwerke-muenster.de/lob-tadel-busverkehr.

      Antworten
      • Thomas Igl
        11. Januar 2016

        Lieber Herr Adler,
        das aber die meisten Busfahrer die Haltestelle nicht ordentlich Anfahren ist an der Tagesordnung und liegt nicht Autos die die Busbucht blockieren, Sondern an Fahrer die ihr Fahrzeug nicht kennen. Aber es muss auch erst einer aus dem Bus fallen bevor sich da was ändert.

        Mfg Thomas Igl

        Antworten
        • Florian Adler
          12. Januar 2016

          Das ist zumindest nicht meine Erfahrung als Fahrgast, wobei ich schon aus beruflichem Interesse eigentlich immer darauf achte, wie der Betrieb so läuft.

          Ein Fahrer wird ziemlich ausführlich ausgebildet und fährt dann jeden Tag so 100 Kilometer mit dem Bus durch den Stadtverkehr und dabei jeden Tag mehrere hundert Mal eine Bushaltestelle an. Die Jungs und Mädels kennen die Fahrzeuge ganz genau. Wenn es regelmäßig an bestimmten Haltestellen passiert, dann schicken Sie gern eine Nachricht über den Link oben. Die Kollegen gehen dem nach und versuchen, Abhilfe zu schaffen.

          Antworten
          • Thomas Igl
            12. Januar 2016

            Sehr geehrter Herr Adler,

            nichts anderes als diese Antwort habe ich von Ihnen erwartet. Sie sind auch eben nur ignorant, gehen Sie mal mit offenen Augen durch die Welt und Fahren mit den Stadtbussen durch Münster.

            Aber andere interessieren sich mehr für dieses Thema. Ich Frage mich wie sind die Stadtwerke bei der Kunden Befragung nur auf Platz eins gekommen. Ein Schelm wer böses Denkt.

            MFG

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