Diese 7 Hafen-Geheimnisse kanntest Du noch nicht

Veröffentlicht von am 20.01.2020 (3 Kommentare)
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Wir lüften einige Hafen-Geheimnisse

Der Hafen zählt zu den beliebtesten Ausgehmeilen in Münster. Am Kreativkai entlangschlendern, auf den Bänken an der Kaimauer die Sonne genießen, etwas essen oder trinken und dem bunten Treiben zusehen – das hat wohl jeder schon mal gemacht. Trotzdem hat der Hafen so seine Geheimnisse. Einige davon lüften wir. Welches ist das älteste Gebäude, wie viel konnte der Kran heben und was hat das letzte Schiff geliefert?

Hier lest ihr es. Welche Frage zum Hafen habt ihr Euch schon immer gestellt? Schreibt einen Kommentar, vielleicht können wir die Antwort liefern. 

1: Hafendenkmal

Das Hafendenkmal am linken Bildrand

Zwischen dem Hafenkopf und dem Hafenplatz befindet sich heute eine freie Fläche, gerade am Wochenende stellen hier viele Hafenbesucher ihre Leeze ab und nutzen den Blick auf den Hafen für ein Selfie. Nicht immer war der Platz aber so leer wie heute. Mit Eröffnung des Hafens wurde dort ein Denkmal aufgestellt.

Vor einem knapp acht Meter hohen Obelisken stand auf einem Podest eine lebensgroße Seemann-Statue in Seemannsjacke, einen Südwester auf dem Kopf (das ist eine wasserdichte Kopfbedeckung für Seefahrer). Er lehnte an einem Steuerrad und stützte sich auf einen Anker. Von seiner erhöhten Position hatte er das Geschehen vor dem Hafen jederzeit im Blick – selbst als zur Eröffnung des Hafens lauter feine Herren im Zylinder auf dem Platz rund um das Denkmal feierten, war er jederzeit zu sehen. 

Leider ist nicht bekannt, was aus dem Denkmal geworden ist. 

2: Das älteste Hafengebäude

Der Flechtheimspeicher (rechts) im Bau, ca. 1899

Gleich zwei Gebäude, die heute noch stehen, stammen aus den absoluten Anfangszeiten des Hafens: Der Flechtheimspeicher, direkt am Hafenkopf der Südseite, sowie der ehemalige WCG-Speicher auf der Nordseite, in dem heute der Coppenrath-Verlag seinen Sitz hat, sind beide bereits vor 1900 errichtet worden. Beide stehen inzwischen unter Denkmalschutz und waren Kornspeicher, die der Flechtheim und Comp. bzw. der Westfälischen Central-Genossenschaft (die heute ein Teil von Agravis Raiffeisen ist) gehörten. 

Andere Gebäude wie der Hill-Speicher, in dem ein Kulturzentrum geschaffen werden soll, oder der Speicher II, in dem sich die Kunsthalle befindet, haben zwar auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, zu den Gründungsgebäuden des Hafens zählen sie aber nicht.

3: Höhe des Schornsteins am Kraftwerk

Das Hafengebiet von oben

118 Meter hoch ist der große Schornstein von unserem GuD-Kraftwerk an der Hafensüdseite und überragt damit alle anderen Gebäude im Hafenviertel. Ihm folgt mit 95 Metern die Herz-Jesu-Kirche an der Wolbecker Straße, immerhin das höchste Gotteshaus in Münster. Nicht mithalten kann der Schornstein aber mit dem Fernsehturm, der knapp 230 Meter misst und die höchste Struktur in Münster ist. 

Ähnlich hoch ist übrigens auch das größte Windrad Münsters in der Haskenau, das 2018/2019 von der Davertwind GmbH gebaut wurde. Unsere höchsten Anlagen in Amelsbüren messen 175 Meter. 

4: So viel konnte der Hafenkran heben

Der Hafenkran im Einsatz

Baujahr 1962 ist der Hafenkran, der noch heute auf der Südseite steht und an die Zeit erinnert, als Münster noch einen Industriehafen hatte. In diesem Jahr wurden 1,3 Millionen Tonnen Güter im Hafen umgeschlagen, hauptsächlich Getreide und Baustoffe. Vieles davon wurde in den Speichern hinter dem Kran eingelagert, denn wo sich im bereits erwähnten Flechtheim- und dem neueren Rhenusspeicher heute Büros befinden, befanden sich in großen Silos massenweise Korn und Co. Der Firma Rhenus gehörte der Kran auch. 

Mit seiner großen Schaufel hat der Hafenkran (der nur einer von vielen war) die Güter in die Speicher oder bereitstehende Eisenbahnwaggons geladen, die sie dann über die Gleise direkt weitertransportiert haben. Bei einer Auslage von 18 Metern – das bedeutet, dass die Schaufel 18 Meter vom Kranaufbau entfernt ist – konnte er ganze 10 Tonnen heben, bei einer Auslage von 26 Metern noch 6 Tonnen. 

Da der Kran auf Schienen steht, konnte er selbstständig zu seinem Einsatzort fahren, hat dann direkt in den Laderaum des Schiffes gegriffen und die Güter herausgeholt. Die Züge konnten unter dem Kran hindurchfahren und sich so Waggon für Waggon beladen lassen. 

Bis 2007 war der Kran noch regelmäßig im Einsatz und hat Kohle für das Kraftwerk sowie Getreide, Kies und vieles mehr an Land geschafft. Als dann unser Kraftwerk auf Erdgas umgestellt und der Rhenusspeicher geschlossen wurde, blieben auch die Schiffe aus – der Kran wurde arbeitslos.  

5: Das grüne Gestell am Hafeneingang 

Der Getreide-Elevator am Kuhr-Speicher

Wer im Hafen spazieren geht, dem ist sicherlich schon einmal das grüne Gestell aufgefallen, das direkt am Hafeneingang vor dem weißen Speichergebäude steht. Aber wer weiß, was es damit auf sich hat? Wir verraten es: Es handelt sich dabei um einen sogenannten Elevator. Zwei große Saugrüssel konnten über ein am Kai liegendes Schiff geschwenkt und direkt in den Laderaum herabgelassen werden. Die haben das Getreide dann direkt in die Silos befördert. Auf zwei unterschiedlichen Höhen landete es in den Speichern. Beim Umbau des Speichers Mitte der 90er Jahre wurde der Elevator ebenfalls saniert und erinnert bis heute an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes. 

Ebenfalls erhalten geblieben sind übrigens die Schütten, also die Unterteile der Silos, aus denen das Getreide wieder aus den Silos herausgekommen ist. Sie befindet sich weiterhin im Erdgeschoss des Gebäudes. 

6: Restaurantdichte

Am Hafen ist immer viel los

Knapp 400 Meter sind es vom Hafenkopf bis zur Baustelle an den ehemaligen Osmohallen. Auf dieser Strecke liegen ganze zehn Restaurants, die verschiedenen kulinarischen Genüssen einladen. Gleich mehrfach gibt es Pizza und Pasta, auch Burger, Tex-Mex und Cocktails finden sich am Hafen wieder, übrigens hauptsächlich von lokalen Gastronomen, nicht nur von Ketten, die man aus vielen Städten kennt. So lohnt sich der Hafen auch als Programmpunkt für Touristen – und zwar nicht nur zum Hafenfest

Die höchste Restaurantdichte in Münster findet man allerdings nicht am Hafen. Hier ist das Kuhviertel mit deutlich mehr als zehn Restaurants und Kneipen in 200 Metern am Rosenplatz und der Kreuzstraße führend in Münster. Und auch auf dem oberen Teil der Wolbecker Straße zwischen Bremer Platz und Dortmunder- und Sophienstraße finden sich einige Lokale auf einer Strecke von knapp 400 Metern, wo sich auch viele junge Gastronomen mit spannenden Konzepten niedergelassen haben. 

7. Das letzte Schiff

Über 4.000 Schiffe legten jährlich im Hafen an

Bis zu 4.300 Schiffe im Jahr lagen zur Blütezeit, als der Hafen noch Industriehafen war, an der Kaimauer und haben ihre Ladung gelöscht. Hauptsächlich wurden Getreide, Baustoffe und Kohle über den Wasserweg nach Münster gebracht. Nach und nach sind die Betriebe jedoch aus dem Stadthafen weggezogen. Zuletzt war es das Betonwerk Weber & Elskes, das seine Anlagestelle am Kanal direkt neben der Hafeneinfahrt hatte. Auch diese Liegestelle gehörte zum Hafen!

Am 3. August 2012 kam das letzte Frachtschiff, das 800 Tonnen Sand zur Betonherstellung anlieferte. Seitdem sind es vor allem Freizeitschiffe wie die Kanalkreuzfahrer, die MS Günther und private Boote, die den Hafen ansteuern und hier auch mal eine oder zwei Nächte liegen. 

Der Hafen wird trotzdem weiter betriebsbereit gehalten, falls Frachtschiffe den Hafen nutzen wollen oder müssen – wie 2011/2012 der tschechische Frachter Tina, der fast ein Jahr lang mit Motorschaden im Hafen lang und auf Ersatzteile gewartet hat. Heute legen Schiffe wie die MS Günther nur noch kurz im Hafen an. Feste Liegeplätze gibt es nur noch im Stadthafen 2

3 Kommentare

  1. Tim
    3. Juni 2020

    Auch wenn der Hafen in seiner heutigen Form immer noch einen sehr positiven Einfluss auf Münster hat – mehr in seiner Funktion als Vergnügungspark als wirklicher Hafen – frage ich mich ob nicht doch wieder mehr Transporte nach Münster über das Wasser abgewickelt werden könnten. Der Transport über das Wasser entlastet immerhin die Straßen und Schienen und ist sehr umweltfreundlich.

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  2. Enis
    3. April 2020

    Als ein Beckumer, der öfter in Münster unterwegs ist, kann ich nur großes Lob aussprechen! Münster hat sich sehr schön entwickelt und ist eine wunderschöne Stadt, in die wir immer wieder gerne fahren. Die Menschen sind auch besonders nett 🙂

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