Der kleine Bruder: Das ist der Stadthafen 2

Veröffentlicht von am 23.10.2020 (3 Kommentare)
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So sah es einmal rund um den Stadthafen 2 aus

Wenn vom Hafen die Rede ist, dann weiß jeder, welcher schöne Flecken Erde in Münster gemeint ist: Der Stadthafen am Albersloher Weg. Dass es aber zwei Stadthäfen in Münster gibt, hat vielleicht noch nicht jeder mitbekommen. Hier erzählen wir Euch die Geschichte vom „kleinen Bruder“ des großen Hafens, dem Stadthafen 2. Erst seit das Heaven mit Coconut Beach an den kleinen Hafen gezogen ist, lernen die Münsteraner das Areal wieder besser kennen. 

Mehr über den Hafen lest ihr hier im Blog, zum Beispiel in der zweiteiligen Geschichte Die Anfänge des Stadthafens und Als der Hafen noch Industriegebiet war. Spannend sind auch die sieben Hafen-Geheimnisse, die ihr noch nicht kanntet

Gleich alt, aber viel kleiner

Stadthafen II im Jahr 1902 (Gemälde von Eugen Fernholz, Stadtmuseum Münster)

Das kleine Hafenbecken liegt gar nicht weit weg vom großen Hafen, gerade einmal 600 Meter liegen die beiden Häfen am Dortmund-Ems-Kanal voneinander entfernt auf der anderen Seite der Albersloher-Weg-Brücke. Mit 225 Meter Länge und 20 Meter Breite ist es allerdings deutlich kleiner, der Stadthafen 1 ist 740 Meter lang und im Schnitt 58 Meter breit. Vom Alter her liegen die beiden Häfen hingegen fast gleichauf. Der Stadthafen 1 wurde 1899 eröffnet, der Stadthafen 2 1901 – allerdings unter dem Namen Petershafen, denn er wurde von der Spedition Peters privat errichtet. Die Spedition hatte große Lager- und Speichergebäude direkt zwischen Hafen und Albersloher Weg. Wie auch am Stadthafen 1 lagen Gleise an den Kaimauern, um Waren direkt vom Zug auf das Schiff oder umgekehrt zu verladen. 

In den 50er Jahren. Die Gebäudefront zum Albersloher Weg steht bis heute

In den ersten Jahren wurde der Hafen zur echten Konkurrenz des städtischen Hafenbeckens nebenan. Das blieb aber nicht lange so: Zum Stadthafen 2 wurde die Anlegestelle 1913, als die Stadt den Hafen übernahm und fortan gemeinsam mit dem großen Hafen sowie dem zwischen den beiden Stichhäfen parallel zum Kanal ausgerichteten Petroleumhafen. Rund um den Stadthafen 2 siedelten sich neben der Spedition Peters weitere Betriebe an, deren Namen viele Münsteraner bis heute erkennen dürften. 

Noch heute steht – direkt am Albersloher Weg – das Kiffe-Gebäude, das heute das Jovel beherbergt. 1924 war Kiffe ein Karosseriewerk für Autos, Lkw und Busse. Auch die Baufirma Caspar Hessel nutzte den Stadthafen 2 ab 1919 und bekam ihre Rohstoffe per Schiff angeliefert. Den Namen dürften zum Beispiel Freunde des Oktoberfests schon gehört haben, denn das Zelt steht auf dem Caspar-Hessel-Gelände – dabei ist die Firma schon 1978 in die Loddenheide und 2005 schließlich ganz aus Münster weggezogen und sitzt heute in Dortmund.

Die Stadthäfen im Vergleich – Anfang der 2000er Jahre

Noch immer vor Ort ist die Firma Peter Büscher und Sohn, die ebenfalls 1919 als Baustofffirma an den Hafen zog. Sie ist bis heute als Pebüso Betonwerke nur einen Steinwurf entfernt am Industrieweg beheimatet. Ab 1925 verarbeitete die Firma Julius Hupfer zudem Draht am Hafen, zog in der 1980er Jahren allerdings nach Coesfeld um und dürfte heute in Münster eher unbekannt sein. 

Bis ins neue Jahrtausend hinein wurde der Hafen von verschiedenen Anliegern genutzt, allerdings wie das benachbarte Becken auch schon seit den 70er Jahren mit deutlich abnehmenden Trend, da immer mehr Güterverkehr auf die Straße verlagert wurde und die Abhängigkeit der Firmen vom Kanalhafen geringer wurde.  

So sieht es heute aus

Heute ist rund um den Stadthafen keine Industrie mehr zu erkennen

Aktuell befinden sich um den Stadthafen viele brachliegende Flächen, lediglich am Hafenkopf ist mit Heaven und Coconut Beach etwas los. Ideen für eine Nutzung des Geländes gab es schon viele, von einem Industriegebiet bis hin zum zukünftigen Standort für das Preußenstadion. Für manche Pläne wäre das Hafenbecken einfach zugeschüttet worden, in andere wäre es sogar genutzt worden, wie zum Beispiel bei einem Entwurf für schwimmende Wohncontainer, in die Studenten einziehen könnten. 

Wer heute von der Albersloher-Weg-Brücke auf den Stadthafen II schaut, sieht vor allem einige Boote dort liegen, von der Wasserschutzpolizei bis hin zur MS Günther. Wie es weitergehen soll mit dem Hafen, das liegt bei der Stadt Münster. Ein Bebauungsplan ist in Aufstellung und in den Hafenratschlägen geht es nicht nur um den großen Stadthafen I, sondern auch um den kleinen Bruder. 

3 Kommentare

  1. Dieter Baumhöfer
    26. Oktober 2020

    – bei genauer Betrachtung des ersten Bildes ist mir aufgefallen , dass die Zeitangabe ( Stadthafen -II-1970er )nicht ganz richtig sein kann.
    Bis 1982 stand auf dem freien Platz noch weitere Gebäudeteil ! z.B. E-Werkstatt, Schmiede, Büroräume der Beleuchtung und die Werkstatt der Wasserzähler etc. In den fehlenden Gebäudeteilen ( E-Werkstatt Günther Locks ) habe ich meine Ausbildung von 1978-1981 absolviert.

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    • Florian Adler
      2. November 2020

      Da scheint hinter dem Kraftwerk tatsächlich bereits der Bau der DeSONOx-Anlage vorbereitet zu werden, wenn ich das richtig sehe. Dann wäre das Bild von Mitte der 80er Jahre.

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  2. Günter Becker
    24. Oktober 2020

    Sehr geehrter Herr Adler,
    es sind immer spannende Geschichten und wunderbare Bilder, die Sie in Ihrem Blog veröffentlichen.
    Vielen Dank dafür.
    Viele Grüße von Günter Becker aus Münster.

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