Mit Wasserstoff in die Zukunft

Veröffentlicht von am 16.07.2018 (Ein Kommentar)
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Grau auf grau: Hinter dem unscheinbaren Äußeren verbirgt sich Hochtechnologie: Die Brennstoffzellenheizung der Kita Am Gievenbach.

Energie ohne schädliche Treibhausgase: Wasserstoff (chemisch: H2) gilt vielen als der Energieträger der Zukunft. Kann der Abschied von Öl und Erdgas über den Wasserstoff gelingen?

Das testen wir nicht nur im Busverkehr, sondern jetzt auch in einer Gievenbecker Kita.

Wärme und Strom für die Kita

Sie erinnert eher an einen großen Kühlschrank und wirkt auf den ersten Blick wenig spektakulär. Trotzdem sucht die neue Heizanlage in der Kita Am Gievenbach in Münster ihresgleichen. Für kuschelige Wärme sorgt nämlich keine gewöhnliche Gastherme (oder Brennwertgerät, wie der Fachmensch sagt), sondern eine Brennstoffzelle. Seit Juni werden in der städtischen Kindertagesstätte die Räume und das Wasser mit der Kraft des Wasserstoffs gewärmt und beleuchtet. Das Gerät ist ein echtes Multitalent, ähnlich wie unsere GuD-Anlage im Hafen: Die Anlage produziert genug Strom, um den Grundbedarf des Kindergartens zu decken, die dabei entstehende Wärme wird zum Heizen genutzt. 

Wasserstoff ist das häufigste chemische Element der Erde. Zusammen mit Sauerstoff bildet Wasserstoff die Grundlage allen Lebens: das Wasser (H2O). Geht es nach einigen Energie-Pionieren, soll das Gas als sauberer Brennstoff künftig eine CO2-freie Gesellschaft möglich machen. Das Hochtechnologieland Japan hat dabei die Nase ganz weit vorn: Über 220.000 Haushalte verfügen über Brennstoffzellen und mit dem Mirai produziert Toyota den ersten Wagen mit Brennstoffzellenantrieb in Serie.

Um den Wasserstoffantrieb im Alltag zu testen, haben wir einen H2-Bus aus den Niederlanden geliehen. Im Herbst werden zwei eigene H2-Busse unsere Flotte ergänzen.

Künftig soll Wasserstoff auch in Münster dazu beitragen, die CO2-Bilanz zu verbessern und Ausstoß des Klimakillers deutlich zu reduzieren. Der Klimaschutz-Masterplan der Stadt Münster sieht in der Nutzung von Wasserstoff ein zentrales Vehikel auf dem Weg zum Klimaziel. Und deswegen sammeln wir gemeinsam mit der Stadtverwaltung nun erste Erfahrungen mit der neuen Heiztechnologie. Installiert wurde sie vom Münsteraner Installateursbetrieb Heinze & Rincke, der sich angesichts der attraktiven Förderkulisse für effiziente Heizanlagen frühzeitig mit der Technik vertraut machen will.

Wie wird Wasserstoff wo eingesetzt?

Auch einer unserer Kleintransporter hat H2 im Tank, gezapft im Hansa-Business-Park in Amelsbüren.

Nutzbar gemacht wird die im Wasserstoff gespeicherte Energie in einer Brennstoffzelle. In der Zelle reagiert Wasserstoff (H2) mit Sauerstoff (O) aus der Umgebungsluft zu Wasser (H2O). Dabei entsteht Energie – genauer: elektrischer Strom und Wärme, die findige Ingenieure für die Energieversorgung und als Treibstoff einsetzen. Brennstoffzellen sorgen in Heizanlagen für kuschelige Wärme und warmes Wasser, als Treibstoff in Elektro-Fahrzeugen eingesetzt sorgen sie für höhere Reichweiten als rein batteriebetriebene Wagen. Gerade für schwere Nutzfahrzeuge scheint die Brennstoffzelle eine gangbare Alternative zu Diesel und Benzin. Zwei unserer Kleintransporter flitzen mit Wasserstoff durch die Stadt.

Die japanische Hauptstadt Tokio plant sogar, den Busverkehr komplett auf Wasserstoff umzustellen. In Deutschland ist der Markt zwar noch überschaubar, doch auch hierzulande nimmt die Wasserstoffwirtschaft wortwörtlich Fahrt auf. Durch Münster rollt derzeit wieder ein Wasserstoffbus, den wir zu Testzwecken ausgeliehen haben. Ab Herbst ergänzen dann zwei eigene Wasserstoffbusse unsere stetig wachsende elektrische Busflotte. Getankt wird an der Westfalen-Tankstelle im Hansa-Business-Park. Sie ist eine von mehr als 40 Tankstellen im Bundesgebiet, an denen Wasserstoff getankt werden kann. Das Netz wächst stetig.

Grüner Wasserstoff nur mit Erneuerbaren

In der Kita Am Gievenbach sorgt jetzt eine Brennstoffzellenheizung für kuschelige Wärme und helles Licht.

Entscheidend für die positive CO2-Bilanz von Wasserstoff ist die Art und Weise, wie er produziert wird. Denn für die Produktion von Wasserstoff (die Elektrolyse) wird viel elektrische Energie benötigt, von der nur rund 30 bis 40 Prozent später in der Brennstoffzelle wieder zurückgewonnen werden. Wirklich „grün“ wird Wasserstoff erst dann, wenn er mit erneuerbarer Energie gewonnen wird und quasi als Zwischenspeicher eingesetzt wird. An sonnigen oder windigen Tagen ließe sich in Zukunft beispielsweise mit der überschüssigen Energie aus Solar- und Windkraftanlagen Wasserstoff produzieren, der dann als Treib- oder Brennstoff zum umweltfreundlichen Fahren oder Heizen genutzt wird. Gerade im flachen Münsterland, wo Pumpspeicherwerke mangels Gefälle keine Option sind, liegt darin die große Chance von Wasserstoff für die Dekarbonisierung. 

Damit dieses Ziel näher rückt, probieren wir die Brennstoffzellen-Technologie im alltäglichen Heiz- und Fahrteinsatz aus.

1 Kommentar

  1. Heike Witzel
    11. Juni 2019

    Ich finde das eine super-Idee und bin natürlich neugierig, was die Tests ergeben. Allerdings liegt die Zahl der Wasserstoff-Tankstellen bundesweit schon bei 70 (europaweit 100) + 51 in Planung! (Übersicht auf H2.live/Tankstellen)
    Aber erstmal steht für mich eine Probefahrt mit dem H2-PKW von Stadtteilauto an.

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