Vom Kessel in die Thermoskanne

Veröffentlicht von am 02.03.2015 (7 Kommentare)
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Die Fernwärme kommt aus dem Kraftwerk der Stadtwerke am Hafen.

Was haben der Dom, das Rathaus und das Cineplex gemeinsam? Sie stehen nicht nur alle in Münster, sondern heizen auch alle mit Fernwärme, hergestellt im Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) der Stadtwerke am Hafen. Auch viele Münsteraner Haushalte setzen auf diese umweltfreundliche Wärmeversorgung. Wie entsteht eigentlich Fernwärme, und wie gelangt sie in die Häuser?

Fernwärme entsteht bei der Stromproduktion

Die Fernwärme kommt aus dem Kraftwerk am Hafen. Aus Erdgas produzieren die Stadtwerke dort Strom und eben Fernwärme. Das funktioniert so: Luft wird angesaugt, verdichtet, mit Erdgas vermischt und angezündet. Durch die Verbrennung dehnt sich das heiße Gas-Luft-Gemisch aus. Diese „Stichflamme“ trifft auf die Turbine und bringt sie zum Drehen – ähnlich wie bei einer Windmühle, nur dass der Wind künstlich entsteht. Die rotierende Turbine treibt einen Generator an, der Strom erzeugt, kurz: ansaugen, verdichten, verbrennen, ausdehnen. Und was ist jetzt mit der Wärme?

Aus dem Kraftwerk in die Häuser

Diese Dampfturbine produziert Strom. Ganz neben entsteht Fernwärme.

Diese Dampfturbine produziert Strom. Ganz neben entsteht Fernwärme.

Die Wärme in der heißen Stichflamme verpufft nicht einfach, sondern erhitzt eingeleitetes Wasser in einem Kessel so stark, dass es verdampft. Der Wasserdampf treibt eine weitere Turbine an, die Dampfturbine. Damit wird der Brennstoff, das Erdgas, doppelt ausgenutzt.

Außerdem – jetzt sind wir endlich bei der Fernwärme angelangt – erhitzt der Wasserdampf kaltes Fernwärmewasser auf ungefähr 130 Grad Celsius. Das heiße Wasser leiten die Stadtwerke über ein rund 100 Kilometer langes Leitungsnetz direkt in die Münsteraner Haushalte. Die Verbraucher benutzen die Wärme, um ihr Haus zu heizen oder warm zu duschen. Dadurch wird das Wasser wieder kalt, fließt zurück zum Kraftwerk und erhitzt sich erneut. Der Kreislauf schließt sich.

Die gemeinsame Erzeugung von Strom und Fernwärme nennt sich übrigens Kraft-Wärme-Kopplung, kurz KWK. Ihr möchtet einen Blick ins GuD-Kraftwerk werfen? Das könnt ihr in unserem 360-Grad-Panorama tun.

Thermoskanne am Hafen

Schema Wärmespeicher - Kopie

Thermoskanne für das Fernwärmewasser: Acht Millionen Liter fassen die vier Stahlbehälter des Wärmespeichers am Hafen.

Wer Geld sparen möchte, macht nachts die Heizung aus. Was passiert aber, wenn das Kraftwerk mehr Fernwärme erzeugt als die Münsteraner Haushalte verbrauchen? Der Wärmespeicher im ehemaligen Kohlebunker am Hafen funktioniert wie eine Thermoskanne und sammelt in dieser Zeit das überschüssige heiße Fernwärmewasser. Acht Millionen Liter passen in die vier Stahlbehälter. Sobald mehr Wärme verbraucht wird, gibt der Wärmespeicher das heiße Wasser wieder an das Fernwärmenetz ab. Das passiert zum Beispiel morgens, wenn die Heizung in den Häusern anspringt und die Münsteraner unter die warme Dusche springen.

Auch den Wärmespeicher gibt’s im Panorama

7 Kommentare

  1. LoRa-WAS?! LoRaWAN! | Stadtwerke Münster Blog
    12. September 2019

    […] Einsatzmöglichkeiten von Sensoren sind vielfältig: Beispielsweise könnten unsere Fernwärmeleitungen mittels solcher Sensoren auf Feuchtigkeit oder Lecks überwacht werden. Sobald ein Sensor eine […]

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  2. Stadtwerke Münster Blog » Fernwärme: Die Pilze sind zum Schwitzen da
    24. November 2015

    […] Auf den ersten Blick sind die Belüftungspilze zufällig im Stadtgebiet verstreut. Ein Blick in den Untergrund verrät, dass die pilzförmigen Anlagen über bestimmten Knotenpunkten des Fernwärmenetzes platziert sind, das unter unseren Füßen im Erdreich verlegt ist. Das Fernwärmenetz befördert Wärme in die Münsteraner Haushalte, die bei der Stromproduktion im Kraftwerk am Hafen entsteht. Die Haushalte nutzen die Wärme zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung. Wie Fernwärme entsteht, lest ihr im Blogpost „Vom Kessel in die Thermoskanne“. […]

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  3. Kurt
    7. Oktober 2015

    Für mich als Laie ist der Text auch sehr gut verständlich und man kann sich das ganze System gut vorstellen. Klar muss die Heizung früh warm sein =) Ich habe noch eine Frage. Die Leitung ist ja über 100 Kilometer lang. Wie viel Grad Celsius verliert das Wasser bis es in Münster angekommen ist? Das würde mich brennend interessieren. Gleiches gilt eigentlich auch für die Speicherung des Wassers im Hafen.

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  4. Stadtwerke Münster Blog » Während möglicher Bombenentschärfung: Energieversorgung sichergestellt
    15. April 2015

    […] GuD-Kraftwerk in die Häuser der Kunden. Wie das funktioniert, haben wir bereits im Blog erklärt: Vom Kessel in die Thermoskanne. Was passiert aber nun, wenn das Kraftwerk abgeschaltet […]

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  5. Maik
    20. März 2015

    Danke, genau den ersten Rundumblick vom Betriebshof meinte ich… Ich wusste gar nicht, dass es da noch mehr gibt (das Wasserwerk). Danke nochmals dafür, ich finde diese Einblicke einfach faszinierend. Daumen hoch!

    Mein erstes Diplom zog mich dann in Richtung Wirtschaftswissenschaften. Weil die Neugier aber nicht nachließ, kam später noch ein zweites Diplom dazu, das ein bisschen mehr Ingenieurtechnik enthielt (aber als Informatiker hat man eben eher wenig mit großer Technik zu tun).
    Dafür schraube ich eben mittlerweile hobbymäßig an Wärmekraftmaschinen in Form von Vergasermotoren, eingebaut in Straßenfahrzeugen und Flugzeugen (eigentlich Luftsportgeräten).

    Aber ich will ja nicht den Blog mit meiner Lebensgeschichte füllen, deswegen: DANKE, DANKE, DANKE für die bisherigen Beiträge, und ich schaue immer wieder gerne neugierig rein, versprochen!

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  6. Maik
    16. März 2015

    Ein sehr, sehr schöner Beitrag!

    Als jemand, der damals nach dem Abitur unter anderem auch Maschinenbau mit Schwerpunkt Kraftwerkstechnik auf der Liste möglicher Studienfächer hatte, finde ich, dass es dem Blogger toll gelungen ist, das Funktionsprinzip eines GuD-Kraftwerks so gut nachvollziehbar und trotzdem korrekt zu beschreiben.

    Und die Panoramabilder sind für mich eine Wucht, denn solche Technik ungestört und in der ganzen Pracht anzusehen, ist ja normalerweise nicht möglich. Mein Wunsch daher: mehr davon, nicht nur vom GuD-Kraftwerk! (Ich glaube mich zu erinnern, dass es auch schon Panoramabilder aus einem Busdepot der Stadtwerke gab?)

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    • Simon Bruns
      17. März 2015

      Hallo Maik,

      vielen Dank für dein Lob! Welches Studienfach von der Liste ist es denn dann letztendlich geworden bei dir?

      Neben dem GUD-Kraftwerk haben wir Panorama-Bilder des Verkehrsbetriebs, des Wärmespeichers und des Wasserwerks in der Hohen Ward. Du findest die Bilder hier: http://www.stadtwerke-muenster.de/panorama

      Viel Spaß beim Anschauen!

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