Die Elektrobusse werden eins

Veröffentlicht von am 13.05.2016 (2 Kommentare)
Schlagworte: , ,
4 - Mauritztor

Unterwegs am Bült: Einer der fünf E-Busse

Vor einem Jahr ist der erste unserer Elektrobusse in den Fahrbetrieb gestartet, kurz darauf sind auch die anderen vier Busse in Dienst gestellt worden. Seitdem sind sie in Münster unterwegs und wir sammeln täglich Erfahrungen mit der neuen Technologie.

Wer von den Leserinnen und Lesern des Blogs hat denn schon einmal einen E-Bus „erwischt“ und ist mitgefahren? Schreibt doch gern einen Kommentar, wie es Euch gefallen hat.

Umstellung für Fahrer und Werkstatt

E-Bus Werkstatt

Für die Werkstatt ändert sich durch die E-Busse die Arbeit

Schon vor der Einführung der E-Busse wussten wir: Für unsere Fahrerinnen und Fahrer sowie die Mitarbeiter in der Werkstatt würden die E-Busse zu Umstellungen führen. Statt mit dem Schraubenschlüssel unter dem Bus zu liegen, sitzt man in der Werkstatt inzwischen immer häufiger mit dem Laptop im oder auf dem Bus, um das Batteriemanagementsystem, die Batterien selbst oder andere Teile des elektrischen Systems zu überwachen. Das geht natürlich nicht ohne entsprechende Aus- und Weiterbildung, die wir schon seit 2012, als die ersten Hybridbusse bekommen sind, begonnen haben.

E-Bus-Lenker

Der Fahrer-Arbeitsplatz unterscheidet sich kaum von dem anderer Busses

Für den Fahrer ändert sich hingegen – eigentlich – nicht so viel. Eine halbe Stunde Eingewöhnungszeit, dann ist das Fahrverhalten des Elektrobusses in Fleisch und Blut übergegangen, sagen die Kollegen, die schon hinter dem Steuer gesessen haben. Die Bremse zum Beispiel wird kaum noch benötigt. Wird das Gaspedal gelupft, fängt der Bus nämlich an, Strom für die Akkus zu gewinnen. Das bremst gleichzeitig, so dass der Fahrer mit etwas Erfahrung nur für die letzten Meter vor der Haltestelle oder der roten Ampel das Bremspedal überhaupt treten muss. Bevor ein Fahrer aber mit dem E-Bus auf Linie gehen kann, benötigt er eine Einweisung in die neue Technik: er muss zum Beispiel wissen, wie er die Ladestation anfahren muss und den Ladevorgang starten oder beenden kann. Etwa 200 unserer 350 Fahrer haben die Schulung inzwischen erhalten. Und in der Dienstplanung wird darauf geachtet, dass jeder Fahrer auch mal einen Elektrobus zugewiesen bekommt. Denn nur mit der praktischen Erfahrung kommt auch die Sicherheit, dass die Elektrobusse genauso gut funktionieren wie die konventionell angetriebenen Busse.

Und die Fahrgäste?

Innenansicht E-Bus

Innen sehen die E-Busse wie Dieselbusse

Den geringsten Unterschied bemerken die Fahrgäste. Die Sitz- und Stehplatzkapazität bleibt gleich, denn zwar hat der Bus viele Batterien an Bord, dafür fallen aber der Motor und das Getriebe weg, so dass Platz für die Batterien frei wurde. Auch der Komfort ist wie gewohnt mit Niederflurbauweise, dem Absenken an der Haltestelle, Klimaanlagen und den Lesern für unsere elektronischen Tickets.

Am deutlichsten wird der Vorteil der E-Busse, wenn der Fahrgast bereits eingestiegen ist, einen Sitzplatz gefunden hat und der Bus abfährt. Weil der stetig laufende Dieselmotor wegfällt, ist es im Bus deutlich leiser. Das führt auch dazu, dass sich die Fahrgäste viel leiser unterhalten – weil sonst der ganze Bus mithören kann. Wer schon einmal mit einem Elektrobus mitfahren konnte, für den ist das sicher das beeindruckteste an der Fahrt.

Bald auf Linie 14

Vorgesehen ist, die E-Busse schwerpunktmäßig auf Linie 14 einzusetzen. Dort werden an den Endhaltestellen Schnellladestationen errichtet. Während der ganz normalen Wendezeit werden die Batterien dann aufgeladen. Denn ohne die Nachladung schaffen die Busse „nur“ 50 bis 60 Kilometer. Bei einer Linienlänge von 12 Kilometern und etwas Reserve, die der Fahrer sicher im „Tank“ behalten möchte, müssen die Busse also nach zwei bis drei Runden an den Strom. Dann reichen aber schon fünf bis sieben Minuten Nachladung mit hohen Ladeströmen (wir können mit bis zu 500 Kilowatt laden), bis der Bus wieder einsatzbereit ist.

Auch die DVB lädt ihre E-Busse mit Dachstromabnehmern

Die Kopplung zwischen Bus und Ladestation wird über einen Pantografen (auch bekannt als Dachstromabnehmer) stattfinden. Ähnlich wie bei Zügen fährt der vom Dach des Busses hoch und verbindet sich mit der Ladestation, die an einem Mast über der Haltestelle liegt. Das System wird unter anderem in Dresden und Köln bereits erfolgreich eingesetzt. Bis die Ladestationen und Busse fertig einrichtet sind, machen die Elektrobusse weiter einzelne Fahrten auf verschiedenen Linien und werden im Depot aufgeladen. Fast 20.000 Kilometer haben die fünf Busse so inzwischen auf den Tachos angesammelt.

Das sieht an der Haltestelle Zoo dann so aus:

2 Kommentare

  1. Andreas Schulz
    17. Oktober 2019

    Ich bin aufgrund Ihres Artikels extra nach Münster gefahren, um mit denElektrobussen zu fahren. Der erste Elektrobus, in den ich am Hauptbahnhof einstieg, war in der Tat leise. Im Vergleich zu den Elektrobussen, die ich von Berlin kenne, fuhr er aber etwas ruckelig. Ich bin nach einigen Haltestellen in den E-Bus der Gegenrichtung eingestiegen. Dieser Bus war sehr laut. Der Fahrer teilte mir auf Anfrage mit, dass dies der Elektromotor sei. Ich fand das Geräusch so unangenehm, dass ich wieder ausgestiegen bin. Schade.

    Antworten
    • Florian Adler
      17. Oktober 2019

      Es stimmt, das die E-Busse unterschiedlichen Baujahres auch anders klingen. Allerdings: Dass ein E-Bus „sehr laut“ ist, habe ich selbst noch erlebt. Sie klingen einfach anders. Über unangenehme Geräusche haben wir bisher keine Beschwerden bekommen. Ich vermute, der erste Bus war einer aus der ersten Serie von 2015. Die sind mit Radnabenmotoren ausgestattet. Die Busse späteren Baujahrs (2018 und 2019) haben einen Zentralmotor. Daher – und auch durch generelle Weiterentwicklungen im Fahrgastraum – klingen die Busse unterschiedlich. Viele ganz normale Geräusche klingen in einem E-Bus auch einfach lauter, weil das gewohnte Dröhnen des Dieselmotors wegfällt. Daran muss man sich tatsächlich etwas gewöhnen.

      Antworten

Einen Kommentar schreiben