E-Bus-Treffen auf dem Betriebshof

Veröffentlicht von am 17.06.2015 (Keine Kommentare)
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Noch stehen unsere elektrischen Gäste in der Bushalle

Ein munteres Sirren und Surren erfüllte heute unseren Betriebshof. Das Kompetenzzentrum Elektromobilität NRW hatte zur Veranstaltung Elektrobusse für den alltäglichen Einsatz eingeladen. Da wir mit unseren fünf Elektrobussen zu den Vorreitern in NRW gehören was elektrischen ÖPNV angeht, waren wir als Gastgeber bestens vorbereitet und konnten unsere Gastbussen nach der Anreise natürlich auch eine erfrischende Ladung Strom anbieten. Neben unseren VDL citea electric, die sich seit fast zwei Monaten immer mal wieder – und nach den Sommerferien noch regelmäßiger – auf der Linie 14 blicken lassen, waren fünf weitere Hersteller mit ihren Bussen vor Ort.

Unterschiedliches Design, verschiedene Konzepte

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Der BYD fällt durch seine Dachaufbauten auf

Zu Bestaunen waren neben dem citea jeweils ein Bus des chinesische Hersteller BYD, der ebenfalls aus China stammende Eurabus 2.0, der PVI Oreos aus Frankreich, von Solaris der Urbino electric und der Sileo des türkischen Herstellers Bozankaya, der in Salzgitter ausgebaut wird. Alle Busse waren Solowagen, elektrische Gelenkzüge gibt es zwar inzwischen auch vereinzelt, sie sind aber noch deutlich seltener zu finden als die kurzen Busse – denn um das höhere Gewicht des Gelenkzuges zu bewegen, wird deutlich mehr Energie benötigt. Trotzdem gab es in der Länge Unterschiede: den kleinsten Bus hatten die Stadtwerke Osnabrück mit nach Münster gebracht: Ihr PVI Oreos misst neun Meter und ist damit etwa drei Meter kürzer als normale Solobusse. Alle anderen Busse messen rund zwölf Meter.

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Aus Salzgitter stammt der Sileo

Das hat natürlich Auswirkungen auf die Fahrgastkapazität, im Oreos finden etwa 45 Menschen Platz, in den anderen Elektrobussen zwischen 60 und 80 Personen, wobei letzteres die normale Kapazität von Dieselbussen ist. Auffällig waren die unterschiedlichen Anordnungen der Batterien in den Bussen. Der BYD kam mit den größten Akkus, hatte dafür aber nicht nur eine große Haube auf dem Dach, sondern hinter dem Fahrerarbeitsplatz noch einen zwei Meter langen Batterieschrank im Fahrgastraum und im Heck statt einer Scheibe weiteren Stauraum für den Antrieb.

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im Heck befinden sich Akkus, wo sonst der Motor steht, hier im VDL

Auch bei den anderen Bussen gab es im Fahrgastraum kleinere Bereiche, die der elektrischen Infrastruktur vorbehalten sind. Bei unseren VDL ist das zum Beispiel eine Kapsel hinten links, in der bei heutigen Dieselbussen der stehende Motor verbaut ist. Ausnahme: Der Sileo, bei dem die Akkus vollständig an den Seiten des Daches untergebracht sind. Im Fahrgastraum gibt es daher keine EInschränkungen, entsprechend mehr Platz bleibt für Fahrgäste. Neben dem Platz ist aber auch Gewicht zu beachten. Je schwerer der Bus selbst ist, desto weniger Gewicht bleibt für die Passagiere, bis das maximal erlaubte Gesamtgewicht von 18 Tonnen erreicht ist. Hier unterscheiden sich zum Beispiel VDL (11,9 Tonnen Leergewicht) deutlich von Eurabus (12,5 Tonnen) und  BYD (13,3 Tonnen).

Immer mehr E-Busse

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Grasgrün ist der Midibus aus Osnabrück

Dass sich sechs verschiedene Elektrobusse gleichzeitig an einem Ort tummeln, ist die absolute Ausnahme. Für Fahrgäste gibt es aber inzwischen in vielen Städten die Möglichkeit, ein Modell auszuprobieren. Der BYD ebus ist unter anderem auf dem Flughafen Amsterdam Schiphol unterwegs, auch in Bonn, München, Trier und Bremen werden und wurden die Modelle getestet. Der Eurabus ist in Pinneberg unterwegs. Der kleine PVI stammt von den Stadtwerken Osnabrück, die ihn schon seit 2013 nutzen. Weitere Informationen über den PVI und den noch kleineren Breda Menarini, die dort auf der Linie 94 unterwegs sind, gibt es auf der Webseite der Osnabrücker Kollegen und auf dem YouTube-Kanal der Stadtwerke Osnabrück. Auch der Sileo hat schon Tests von Sylt bis München hinter sich gebracht.

Der Solaris Urbino gehört zu den Pionieren der Elektrobusse und wird in mehreren Städten eingesetzt, unter anderem in Brauchschweig, Warschau, Dresden und Berlin und auch die VDL fahren nicht nur in Münster, sondern wird als Gelenkzug zum Beispiel auch nach Köln geliefert.

Viele Verkehrsbetriebe haben Interesse

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Der elektrische Urbino…

Besonders interessant waren die Probefahrten mit den unterschiedlichen Modellen. So unterscheidet sich je nach Antriebsart der Geräuschpegel an Bord deutlich. Die Radnabenmotoren wie in unseren VDL-Elektrobussen sind beispielsweise noch deutlich leiser als Busse mit elektrischen Zentralmotoren an der Achse. Vertreter von vielen Verkehrsbetrieben aus ganz NRW und darüber hinaus waren der Einladung von Elektromobilität NRW gefolgt, sicher auch um genau diesen Vergleich zu bekommen. Dass Elektrobusse derzeit in aller Munde sind, sehen wir schon an den vielen interessierten Fragen, die andere Verkehrsunternehmen uns stellen.

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…kommt völlig ohne Knöpfe aus

So passte es gut, dass wir nach den Probefahrten noch den Ladevorgang unserer E-Busse zeigen konnten. Während viele andere Elektrobusse nur nachts im Depot an die Steckdose kommen, werden unsere Busse nämlich auch unterwegs schnellgeladen, während der regulären Wendezeit. Daher bleiben die Batterien kleiner und leichter – und speichert nur 86 Kilowattstunden statt über 300 wie beim BYD ebus.

Damit während der kurzen Wendezeit genug Strom in die Batterien fließt, setzen wir dafür auf sehr hohe Ladeleistung. Mit bis zu 500 Kilowatt dauert es nur wenige Minuten, bis der Akku wieder voll ist. Die langsame Ladung anderer Busse dauert hingegen bis zu drei Stunden. In unserem Video könnt Ihr Euch den Ladevorgang übrigens ganz genau ansehen:

Wer bisher noch nicht mit dem E-Bus fahren konnte, sollte aufmerksam auf die Linie 14 achten. Noch sind die Busse nur auf einzelnen Fahrten zwischen Maikotten und Zoo unterwegs und fahren nach einer Runde zurück ins Depot. Wenn aber die Ladestationen an den beiden Endhaltestellen stehen, können sie noch in diesem Sommer auch den ganzen Tag draußen bleiben!

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