Gasturbinen unter die Lupe genommen

Veröffentlicht von am 18.07.2017 (Keine Kommentare)
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So ist das Kraftwerk heute vom Hafen aus nicht mehr zu sehen

Zwölf Jahre lang war unser GuD-Kraftwerk fast permanent in Betrieb und hat Fernwärme und Strom für Münsters Haushalte erzeugt. In diesem Sommer stehen die Turbinen jedoch still: weil die Fernwärme-Hauptleitung zwischen Kraftwerk und Stadtnetz erneuert wird, wurde das Kraftwerk abgeschaltet, die Wärme kommt währenddessen aus anderen Heizwerken, unter anderem von der Uni am Coesfelder Kreuz.

Diese Pause nutzen wir, um die Technik fit zu machen für die nächsten Jahre, denn 20 Prozent der in Münster benötigten Raumwärme kommt aus dem Hafen.

Turbine unter der Lupe

Das Boroskop erlaubt den Blick in die Turbine

Während des Stillstandes rücken die Techniker den Turbinen zu Leibe und haben sämtliche Verkleidungen geöffnet, um ins Innere der Maschinen zu gelangen. Um aber die Turbine möglichst nicht komplett auseinanderbauen zu müssen, kommen spezielle Geräte zum Einsatz, sogenannte Boroskope, wie sie auch für die Wartung von Flugzeug-Turbinen verwendet werden – kein Wunder: unsere Rolls-Royce-Turbinen sind eng mit den Triebwerken verwandt, wie sie unter den Flügeln von Airbus- und Boeing-Fliegern hängen. Statt Kerosin sind sie allerdings auf Erdgas umgerüstet und statt Schub zu liefern und das Flugzeug zu bewegen, treiben sie mit ihrer Drehung Generatoren an, die Strom erzeugen.

Mit den speziellen Endoskopen, die sich flexibel durch jeden kleinen Hohlraum schieben lassen und so auch den letzten Winkel der Turbine erreichen, untersuchen die Techniker die Turbinen und bewerten, wie sich zwölf Jahre Betrieb ausgewirkt haben.

Auch die großen Fernwärmeumwälzpumpen sind außer Betrieb und werden geöffnet. Normalerweise sorgen sie dafür, dass bis zu 2,8 Millionen Liter Fernwärmewasser pro Stunde durch das Rohrnetz bis nach Gievenbeck, Angelmodde, Mecklenbeck und Coerde gelangen.

Leitwarte wird aufgerüstet

So sah die Leitwarte bisher aus

Wir erneuern auch die sogenannte Kraftwerksleittechnik komplett. Sie sorgt dafür sorgt, dass die Mitarbeiter im rund um die Uhr besetzen Leitstand alle notwendigen Daten erhalten und die Anlage jederzeit steuern können. Die neue Leittechnik unterstützt auch die Digitalisierung des Betriebs, indem zum Beispiel Betriebsdaten an die Instandhaltung übertragen werden, um die Wartung zeitoptimal zu steuern.

Dafür werden in den nächsten Wochen nicht nur die Computer des Leitsystems selbst ausgetauscht, sondern auch die zentralen Steuerungsbaugruppen in den Schaltschränken sowie die Kontrollmonitore im Leitstand ersetzt.

Bis Ende Juli liegt das Kraftwerk noch im Dornröschenschlaf. Nach Abschluss der Leitsystem-Erneuerung und der großen Revision wird es wieder angefahren und steht bereit, Wärme und Strom zu liefern, wenn nach Ende der Arbeiten an der Fernwärme-Hauptleitung im Herbst die Tage wieder kürzer und kälter werden.

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